Wo fange ich an? 10 Tipps für den Einstieg in Zero Waste
Wenn ich ein neues Projekt beginne, oder eine neue Gewohnheit in meinen Alltag integrieren will, bin ich schnell überfordert von dem Ausmaß und frage mich oft: Wo fange ich nur an? Ähnlich ging es mir auch, als ich angefangen hatte, mich mit einem müllreduzierten Leben zu beschäftigen.
Damit es Dir nicht genauso geht, habe ich 10 hilfreiche Tipps für den Einstieg in Zero Waste für Dich. Sie sind ganz einfach umzusetzen und Du kannst heute noch damit anfangen, ganz ohne zusätzliche Hilfsmittel.
1. Starte Einfach
Such Dir kleine Dinge raus, fange mit einer Sache an. Nimm Dir ein Produkt, bei dem Du eine Alternative finden möchtest und starte damit. Und dann das nächste. Wähle einen Bereich, in dem Du denkst, dass Dir persönlich eine Veränderung leicht fällt. Viele fangen mit den Hygieneartikeln im Badezimmer an. Vielleicht ist es für Dich aber eher die Küche.
Mach Dir deinen Umstieg so einfach wie nur möglich. Denn wenn es Dir leicht fällt, ist der Aufwand geringer. Dadurch hast Du schneller eine Veränderung, was zu einem Erfolgserlebnis führt, welches Dir Freude bereitet.
Denn am Ende soll ein Leben als Umweldheld*in oder Weltretter*in vor allem Spaß machen!
2. Schau Dir deinen Müll an
Eines der ersten Dinge, die ich gemacht habe, als ich angefangen habe auf müllfei umzustellen. Ich habe als erstes meinen gelben Sack ausgeleert. Denn wenn Du etwas verändern möchtest, musst Du Dir das Problem vor Augen führen.
Pack Dir also deinen gelben Sack, oder auch Deinen Restmüllsack und schau Dir ganz genau an, was da alles drin ist. Ich empfehle Dir WIRKLICH, ihn auszuleeren, so kannst Du Stück für Stück durchgehen.
Ich habe dann nach Bereichen sortiert:
- Was ist unvermeidbar? (z.B. medizinischer Bedarf wie Tabletten- oder Kontaktlinsenverpackungen)
- Wofür finde ich leicht eine Alternative? (z.B. Verpackungen von Obst und Gemüse).
- Was ist momentan (noch) nicht umsetzbar?
- Worauf kann ich verzichten (oder den Konsum zumindest reduzieren)? (z.B. verarbeitete Lebensmittel wie Chips oder andere, weniger notwendige Produkte)
Zum Einen siehst Du so, wo Dein aktueller Stand ist (was besonders im späteren Vergleich sehr motivierend ist) und kannst für Dich selbst abwägen und planen, wo und wie Du anfangen willst.
3. Trinke Leitungswasser
Nichts leichter als das. Denn in Deutschland wird das Leitungswasser sogar strenger kontrolliert als das aus der Flasche.
Die Qualität ist sehr gut und es kann bedenkenlos getrunken werden. Und es reduziert nicht nur Verpackungen, es spart Dir auch unnötiges Schleppen von Flaschen beim Einkauf und die Entsorgung der Pfandflaschen.
Und wenn Du doch nicht auf die Kohlensäure verzichten möchtest, gibt es viele Anbieter, welche Wassersprudler für Zuhause verkaufen.
Wer es genau wissen will, kann bei den zuständigen Behörden die aktuellen Werte der Wasserqualität bei sich vor Ort erfragen.
4. Sei nicht perfekt
Setz Dich nicht unter Druck. Wenn Du Dich für Zero Waste (oder sollte ich eher Less/Low Waste sagen, gegen den Perfektionismus) interessierst, wirst Du schnell ganz viele neue Sachen, Produkte und Methoden entdecken. Mach Dich nicht verrückt!
Du kannst nicht alles auf einmal ändern, sonst wird es Dir vermutlich schnell zu viel, Du verlierst die Motivation und gibst eher wieder auf.
Sei unperfekt. Mache Fehler!
Die mache ich übrigens auch. Manchmal unbewusst und manchmal aus Mangel an Alternativen. Lass Dich deswegen nicht entmutigen und sei nicht zu streng mit Dir selbst. Es ist schließlich noch kein Meister vom Himmel gefallen.
5. Hab einen Beutel dabei
Der absolute Allrounder! Ob Du spontan beim Unverpacktladen ein paar Nudeln oder Nüsse mitnehmen willst, beim Bäcker die Papiertüte liegen lässt oder dein Einkauf auf dem Wochenmarkt doch größer wird als geplant.
Mit einem Beutel in der Tasche bist Du auf jeden Fall immer gut gerüstet. Auch indem Du schon benutzte Gemüsetüten wiederverwendest, vermeidest Du weiteren Müll. Und einen Baumwollbeutel hat eigentlich fast jeder Zuhause und der passt zum Glück auch überall rein.
6. Sei freundlich
Für mich war es anfangs auch eine Überwindung, auf dem Wochenmarkt darum zu bitten, mein Gemüse in meine selbst mitgebrachten Beutel einpacken zu lassen. Oder auf der Straße einen Flyer dankend abzulehnen. Wenn mich das Thema wirklich interessiert, mache ich mir ein Foto mit dem Handy und kläre das Gegenüber auf. Und bisweilen habe ich nur positive und freundliche Reaktionen erlebt. Ich wurde sogar auf dem Wochenmarkt von anderen Kund*innen schon darauf angesprochen, woher ich meine Gemüsebeutel hätte und dass das ja total praktisch sei.
Auch im Café oder Restaurant kannst Du so unnötigen Müll einsparen. Sag bei der Bestellung dazu, dass Du keinen Plastikstrohhalm oder keine extra Serviette möchtest, ein schlichtes „Nein, Danke“ kann in der Summe viel bewirken.
7. Kaufe unverpackt ein
Versuche, unnötige Verpackungen wo immer möglich zu vermeiden. Greife zu losem Obst, statt Plastikschalen und Gemüsenetze. Mach einen Abstecher im Unverpackladen. Und wenn Du keinen in der Nähe hast, kaufe auf dem Wochenmarkt ein oder verwende Großpackungen (z.B. bei Gewürzen). An vielen Orten, ob nun im Supermarkt, auf dem Wochenmarkt oder im Feinkostladen gibt es außerdem die Möglichkeit, sich seine Antipasti (oder auch Käse und Wurst) in die eigenen Behälter füllen zu lassen. Auch hier gilt: Freundlich nachfragen und wenn das Angebot noch nicht vorhanden ist, so wird es vielleicht durch die erhöhte Nachfrage gefördert.
8. Brauche auf was Du schon hast
Nur, weil Du auf einen nachhaltigen und verpackungsfreien Lebensstil umsteigen willst, brauchst Du nicht alles, was Du noch Zuhause hast, wegwerfen. Ich habe ungefähr ein Jahr lang meine vorhandenen Hygieneprodukte und Reinigungsmittel aufgebraucht, bevor ich mir die nachhaltige Alternative zugelegt habe.
Und auch wenn ich meine Tupperdosen nicht mehr für frische Essensreste verwenden möchte, benutze ich sie noch zum einfrieren.
Und wenn Du ein Produkt so gar nicht mehr verwenden willst, verschenke es im Freundeskreis, auf dem Flohmarkt oder online, z.B. in einer Verschenkt‘s-Gruppe auf Facebook.
9. Nimm Glas
Es gibt eine lange Pro und Contra Liste zwischen Glas und Plastik. Oder auch den anderen Materialien. Sicher ist jedoch: Glas kann besser recycelt werden als Plastik, da dieses oft Verbundmaterialien sind, die nicht mehr trennbar sind. Und wenn es keine Pfandgläser sind (die ihre Ökobilanz beim Transport durch die Mehrfachverwendung locker wieder reinholen, kannst Du die Glasbehälter vielseitig Zuhause weiterverwenden. Ob für Lebensmittel, Kleinkram, Werkzeug, zur Deko oder vieles mehr. Und daher gilt: Mehrweg ist besser als Einweg.
Tipp:
Wenn ich doch mal zu viele Gläser übrig habe, bringe ich sie in einen der umliegenden Unverpacktläden. Die nehmen sie gern an, da immer wieder neugierige oder spontane Kunden vorbei kommen, die dann aber keine Behälter dabei haben und somit die Möglichkeit haben im Sammelsurium von Altgläsern sich ein Glas in passender Größe auszusuchen.
10. Benutze mehrfach verwendbare Gegenstände
Wie zum Beispiel Stofftücher statt Küchenrolle, einen eigenen Kaffeebecher für unterwegs, einen Rasierhobel, eine Menstruationstasse, Stofftaschentücher, ein Tee-Ei, eine Spülbürste aus Holz mit Wechselköpfen, einen Füller mit Nachfüllpatrone, einen Strohhalm aus Glas oder Edelstahl, Stoffservietten, waschbare Abschminkpads und so vieles mehr.
(Zu diesen und weiteren Dingen kommen in nächster Zeit noch ausführlichere Artikel.)
Fazit
Es gibt endlos viele kleine Dinge und Möglichkeiten, hier und da Müll einzusparen, denn wie wir alle wissen: Kleinvieh macht auch Mist! Und das funktioniert andersrum genauso. Auch eine kleine Veränderung, eine kleine Handlung, kann in der Summe Großes bewirken.
Denn:
„Wenn viele kleine Menschen an vielen kleinen Orten viele kleine Dinge tun, können sie das Gesicht der Welt verändern.“
afrikanisches Sprichwort
Nimm Dir einfach einen Punkt aus der Ideenliste und setze sie um. Auch wenn Du ganz klein anfängst, hilfst Du bereits mit, die Welt ein bisschen müllfreier und nachhaltiger zu gestalten.
In diesem Sinne – viel Spaß beim ausprobieren, umsetzen, entdecken und dazulernen!
Lass mich gerne in den Kommentaren wissen, was Du als erstes getestet hast.
Und wenn Du schon Erfahrungen hast, wie waren Deine ersten Schritte bei Zero Waste?
Wenn Du Fragen oder Anregungen hast oder gerne Rückmeldung geben möchtest, geht das natürlich auch per Mail.