Bio Siegel Check viele kleine dinge

Bio-Siegel Check und mehr

Achtest Du beim Einkauf auf Bio-Siegel? Ist Dir eine bewusste Auswahl Deiner Lebensmittel wichtig? Und weißt Du auch, worauf Du dabei achten musst oder fühlst Du Dich manchmal auch etwas verloren in dem Wald von Siegeln, Labeln, Schildern und Etiketten, die (vermeintlich) grüne Produktionsbedingungen anpreisen? Dann geht es Dir wie mir auch noch vor einiger Zeit. Natürlich hört mensch Sachen wie „Demeter ist der beste Bioproduzent“ oder „den Eigenmarken ist nicht zu trauen“ oder auch „immer auf das Bio-Siegel achten“. Aber welches ist denn nun das rechtlich bindende und gültige Bio Siegel? Und was sagt das dann überhaupt über die Lebensmittel aus? Und wo genau besteht jetzt der Unterschied zwischen diesen vielen vielen Labels auf dem Markt und wie kann ich als Kund*in da noch durchblicken?
Um es Dir leichter zu machen (und ich verspreche, das wird es), habe ich in diesem Bio-Siegel Check mal die wichtigsten Punkte gesammelt um Dir einen Überblick im Biowald zu verschaffen. Ich habe mich tagelang durch dutzende Seiten gelesen, um diese Infos zu sortieren und so kurz wie möglich zusammen zu fassen. Wie immer kannst Du mit der Inhaltsangabe ganz einfach zu den für Dich relevanten Punkten springen, falls Du manches schon weißt.

Was bedeutet Bio eigentlich?

Zu Beginn gehe ich grundsätzlich auf die Unterschiede zwischen den Begriffen „konventionell“ und „Bio“ ein um erst mal einen Überblick zu schaffen. Während bei der konventionellen Landwirtschaft, ob Gemüsebau oder Produktion tierischer Lebensmittel, so „ziemlich alles“ erlaubt ist (natürlich auch hier unter gewissen Vorgaben), so hat biologische Landwirtschaft klare Einschränkungen.

Während in der konventionellen Landwirtschaft meist Monokulturen und Massenware die Regel sind, welche sich nur durch Einsatz chemischer Pestizide, Fungizide und Düngemittel, sowie prophylaktischer Antibiotikagaben bei Tieren ohne Einbußen durchsetzen lassen, setzt die biologische Landwirtschaft auf natürliche Düngung, größere Pflanzabstände, und artgerechtere Haltung (sofern im Bezug der Nutztierhaltung von so etwas zu sprechen ist). Hier wird mit Mischkulturen, vielfältigen Fruchtfolgen, mechanischen Maßnahmen wie Hacken und Abflammen gearbeitet um den Erhalt der Bodenqualität zu gewährleisten.1

Durch die vielen synthetischen Spritzmittel, chemischen Dünger und das häufige Umgraben kommt es außerdem bei konventionellem Anbau zu Humusabbau, was bedeutet, dem Boden wird auf Dauer geschadet. Brachwirtschaft und erneute Nährstoffzugaben sind notwendig, um den Boden überhaupt langfristig nutzen zu können. Biologische Landwirtschaft sorgt durch den Einsatz von Nützlingen und natürlichen Pflanzenstärkungs- und Düngemitteln wie Jauche und Mist (in geringerer Dosis als in konventionellen Betrieben) dafür, dass eher eine ausgeprägte, aufbauende Humuswirtschaft entsteht und der Boden nicht unter dem Anbau leidet. Humus ist vor allem als CO2 Speicher besonders wichtig für die Klimabilanz. Zur Förderung von Stickstoff im Boden werden Leguminosen (Hülsenfrüchte) angebaut, um die natürlichen Mittel zu nutzen und zusätzliche Düngemittel zu sparen.2

Außerdem unterscheiden sie sich im Futtermittel. Bei konventioneller Haltung ist gentechnisch verändertes Futter, sowie Kraftfutter, erlaubt, wohingegen bei biologischer Haltung das Futter zu 95% biologischer Herkunft sein muss, davon meist mindestens 50% aus Eigenanbau, Stichwort Kreislaufwirtschaft. Außerdem werden so Transportwege und damit Emissionen gespart, wenn Futtermittel nicht extra zugekauft werden.

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass es bei der konventionellen Landwirtschaft um höchstmögliche Erträge geht, welche in Deutschland immerhin 92,5%3 aller Betriebe ausmacht. Auch wenn Umfragen zufolge die Verbraucher hierzulande sehr an Bioprodukten interessiert sind und beim Einkauf darauf achten, so lässt sich dies im Kaufverhalten nicht nachweisen4. Dafür ist der Wunsch nach günstigen Lebensmitteln dann doch zu hoch, bzw. die Selbsteinschätzung nicht der Realität entsprechend, denn nur weil ich hier und da ein Bioprodukt in den Einkaufswagen im Supermarkt lege, ist noch lange kein aktives Biobewusstsein vorhanden.
Aber zurück zu den Labeln und Begrifflichkeiten.

Welche Siegel und Verbände gibt es und wofür stehen sie?

Bevor ich zur eigentlichen Erklärung der einzelnen Logos komme, kurz eine Erläuterung:
Nicht jedes Label, dass auf Lebensmitteln abgedruckt ist, ist ein Biosiegel in dem Sinne.

Genau genommen, gibt es nur ein Siegel, die weißen Sterne in Blattform auf grünem Hintergrund.
Es löste 2010 das nach wie vor weit verbreitete und viel verwendete sechseckige Biosiegel ab. Dieses hat an sich keine Gültigkeit mehr, da es alleinstehend Produkte nicht als biologisch auszeichnen kann. Von vielen Herstellern wird es dennoch gerne weiter verwendet, da es einen „guten Eindruck“ macht. Es kann freiwillig zum EU-Bio-Siegel mit aufgedruckt werden, hat aber weniger strenge Auflagen.

Deutsches Bio Siegel als freiwilliger Zusatz Bio Siegel Check viele kleine dinge

Das EU-Bio-Siegel

EU-Bio-Siegel Bio Siegel Check viele kleine dinge

…ist seit 01. Juli 2010 auf allen verpackten Bioprodukten der offizielle Nachweis für Bioqualität.

Das Umweltbundesamt schreibt dazu5:
„Das EU-Bio-Logo kennzeichnet Lebensmittel, die aus kontrolliert ökologischer Landwirtschaft stammen. Die Vergabekriterien der Kennzeichnung richten sich nach den aktuellen Bestimmungen gemäß der EG-Bio-Verordnung (EWG) 91/2092 zum ökologischen Landbau.“

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft beschreibt das Siegel wie folgt6:
Die Codenummer setzt sich aus der Landeskennzeichnung, der Kennziffer der Kontrollstelle und der Herkunftsangabe der Zutaten zusammen (z.B. EU-Landwirtschaft, Nicht-EU-Landwirtschaft, EU-/Nicht-EU-Landwirtschaft). Beispiel: DE-ÖKO-XXX

Produkte mit dem EU-Bio-Siegel müssen unter anderem folgende Kriterien einhalten7:

  • keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutz- und Düngemittel
  • eine bestimmte Zahl an Tieren pro Quadratmeter
  • artgerechte Haltung mit Auslaufmöglichkeiten
  • Futter aus biologischem Anbau
  • Antibiotika-Einsatz nur zu medizinischen Zwecken
  • keine Gentechnik
  • Mindestens 95 Prozent der Lebensmittelzutaten aus ökologischer Herkunft
  • bei verarbeiteten Lebensmitteln nur bestimmte Zusatz- und Verarbeitungshilfsstoffe

Durch die erlaubte Mischbewirtschaftung (konventionell und biologisch am selben Hof) und die nicht festgelegte „artgerechte Haltung“ steht das Siegel jedoch auch in der Kritik, in seinen Regularien nicht konsequent genug zu sein.

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Daher haben zahlreiche Verbände8 in Deutschland eigene Richtlinien aufgestellt, welche ebenfalls als Bioanbieter bekannt sind. Bei diesen Logos handelt es sich jedoch nicht um Biosiegel als solches. Dennoch sind die Maßstäbe dieser Verbände9 höher als die des EU-Siegels und somit sogar noch mehr zu empfehlen. Die bekanntesten unter ihnen sind wohl Bioland, Naturland und Demeter. Deswegen habe ich in der folgenden Tabelle die drei Verbände mit dem EU-Bio-Siegel und den Bedingungen der konventionellen Haltung verglichen.

Eine Einführung der drei wichtigsten Verbände
Bei allen drei Verbänden gehen die grundsätzlichen Standards weit über die des EU-Bio-Siegels hinaus, näheres ist aus der unten stehenden Tabelle zu entnehmen.

Bioland

Bioland Logo Bio Siegel Check viele kleine dinge

Ausschließlich in Deutschland und Südtirol ansässig, umfasst der 1971 gegründete Verband10 rund 8500 Betriebe aus biologischer Landwirtschaft, Imkerei und Weinbau. Hier stehen vor allem die sieben Prinzipien11 des Verbandes im Mittelpunkt: Kreislaufwirtschaft, artgerechte Tierhaltung, die Förderung biologischer Vielfalt und der Bodenfruchtbarkeit, Erzeugung wertvoller Lebensmittel, die Bewahrung einer natürlichen Lebensgrundlage und die Sicherung einer lebenswerten Zukunft für den Menschen.
Außerdem werden hier nur so viele Tiere gehalten, wie Düngefläche in Form von Acker und Feld, zur Verfügung stehen.

Naturland

Naturland Logo Bio Siegel Check viele kleine dinge

Der 1982 gegründete Verband12 hat als einziger besondere Richtlinien im Bereich der Sozialversorgung ihrer Mitarbeiter13. Seit 2010 gibt es die „Naturland Fair Richtlinien“, welche Öko-Landbau, soziale Verantwortung und Fairen Handel verbinden. Das ist bislang einzigartig in diesem Bereich. Dafür hat Naturland auch ein gesondertes „Naturland-Fair“ Logo14.
Außerdem haben sie ein Programm für ökologische Aquakultur und nachhaltigen Fischfang erarbeitet, im Rahmen des Möglichen15.
Naturland zählt 3000 Bauern in Deutschland, weltweit etwa 65000. Hier wird deutlich, dass Naturland vor allem auch international den biologischen Anbau fördern und voranbringen möchte.

Demeter

Demeter Logo Bio Siegel Check viele kleine dinge

Der älteste Bioverband hat nicht nur 202116 einen Nachhaltigkeitspreis gewonnen, er ist zurecht als der Anbieter bekannt, der die strengsten Vorgaben hat. Hier haben die Tiere am meisten Platz und hier werden grundsätzlich nur so viele Tiere am Hof gehalten, wie sie mit ihrem eigenen Land versorgen können und deren Mist dann wiederum für die Landwirtschaft verwendet wird.17
In Deutschland wirtschaften 1740 Landwirte nach den Demeter-Richtlinien, weltweit sind es etwa 5300 in 63 Ländern.

1924 gegründet, geht die Anbauweise auf die Impulse Rudolph Steiners zurück. So werden bei Demeter auch biodynamische Präparate18 nach Vorschrift eingesetzt wie mit Mist gefüllte Rinderhörner, welche ein halbes Jahr lang in einer bestimmten Tiefe im Feld vergraben werden um im Anschluss den darin enthaltenen Mist nach einer bestimmten Prozedur auf dem Feld als Dünger auszubringen.

Demeter steht aufgrund seines antroposophischen Hintergrundes und der Verbindung zu Rudolph Steiner immer wieder in Kritik, da dieser auch mit Rassismus und Verschwörungstheorien in Zusammenhang gebracht wird. Auch die esoterischen Anwendungsweisen werden gemischt betrachtet. Es stellt sich die Frage, in wie fern Steiner heute noch als wertebezogener Einflussgeber auf die Landwirtschaft gesehen werden kann und ob der Kunde als Einzelner diesen Hintergründen Gewicht gibt in seiner Produktwahl. Wer mehr zu diesem Thema lesen möchte, kann sich mal diesen Artikel anschauen.

LabelkonventionellEu-Bio-SiegelBiolandNaturlandDemeter
Bestehend seitunterliegt seit etwa 1950 der GAP (Gemeinsamen Agrarpolitik er Europäischen Union)2010197119821924
Anzahl erlaubter Zusatzstoffeüber 30053242221
Düngeeinsatzkeine Angaben170kg/Stickstoff/ha/Jahr112kg Stickstoff/ha/Jahr112kg Stickstoff/ha/Jahr112kg Stickstoff/ha/Jahr
BewirtschaftungsformkonventionellTeilumstellung auf Bio zulässig, konventioneller Anbau am selben Hof möglich100% bio100% bio100% bio
Zukauf mineralischer Düngernicht eingeschränktnicht eingeschränkt40kg/Stickstoff/ha/Jahr40kg/Stickstoff/ha/Jahr40kg/Stickstoff/ha/Jahr
Zukauf konventioneller Wirtschaftdüngernicht eingeschränktnicht eingeschränkt
stark eingeschränkt, Hühnermist verboten
stark eingeschränkt, Hühnermist verbotenstark eingeschränkt, Hühnermist verboten
Verwendung organischer Dünger wie Blut-, Fleisch- und Knochenmehlein der Regel Verwendung chemisch-dymthetischer Düngerzugelassenverbotenverbotenverboten
Gentechnikerlaubtbis zu 0,9%neinneinnein
Futtermittelkeine Vorschrift95%biologisch, Bei Schweinen und Geflügel darf bis zu 80% zugekauft werden, sonst mindestens 50% vom eigenen Hof100% biologisch, mindestens 50% vom eigenen Hof oder aus regionaler Kooperation (200km Bezugsgebiet)100% biologisch, mindestens 50% vom eigenen Hof oder aus regionaler Kooperation (200km Bezugsgebiet)100% biologisch, mindestens 50% vom eigenen Hof oder aus regionaler Kooperation (200km Bezugsgebiet)
Enthornung, Kupieren (Kürzen von Körperteilen wie Schwänzen, Flügel, Ohren, Schnäbel)erlaubt ohne BetäubungNicht erwünscht, aber zulässig. Wenn ja, nur mit angemessener Schmerzausschaltung.Nicht erwünscht, aber zulässig. Wenn ja, nur mit angemessener Schmerzausschaltung.Nicht erwünscht, aber zulässig. Wenn ja, nur mit angemessener Schmerzausschaltung.verboten
Stromschläge an Tieren zur Erziehungshilfenicht geregeltnicht geregeltverbotenverbotenverboten
Tiertransportenicht geregeltnicht geregeltmax. 4h und max. 200km (Ausnahmen auf Antag möglich)max. 4h und max. 200kmso kurz wie möglich
Tierwohlkontrollenicht geregeltnicht geregeltjährlichjährlich nach eigens entwickelten, tierartspezifischen Kriterienstichprobenartig

Weitere Bio-Label

weitere Bio Label im Bio Siegel Check viele kleine dinge

Biopark wurde 1991 in Mecklenburg-Vorpommern gegründet und hat mittlerweile bundesweit mehrere hundert Mitglieder (rund 700). Genau wie bei den anderen Verbänden sind auch bei Biopark Gentechnik, synthetische Stickstoffdünger oder Chemie tabu. Einige der Biopark-Landwirtinnen und -Landwirte wirtschaften in Naturschutzgebieten. Flächenmäßig betrachtet ist Biopark der zweitgrößte Verband in Deutschland. Neben Tier- und Naturschutz ist es das Ziel von Biopark, strukturschwache Regionen durch die Schaffung von Arbeitsplätzen zu stärken. 7, 9

Gäa e.V. wurde 1989 gegründet und hat zum Ziel den biologischen Landbau in den neuen Bundesländern zu verbessern und zu fördern. In Deutschland gehören rund 480 Höfe und Erzeuger dem Verband an, die meisten davon liegen in Ostdeutschland. 7, 9

Biokreis wurde 1979 als gemeinnütziger Verein gegründet. Der Verband hat heute ca. 1300 Mitglieder. Ökologischer Landbau, Tierwohl und handwerkliche Lebensmittelverarbeitung sind wichtige Aspekte der Biokreis-Richtlinien. 7, 9

Ecovin wurde 1985 von mehreren Winzern gegründet und ist heute das Bio-Label für ökologisch produzierten Wein. 7, 9

Ecoland ist nur regional in Hohenlohe tätig und engagiert sich für die artgerechte Tierhaltung. 7, 9

Bio-Label im Supermarkt und beim Discounter

Bio Label im Supermarkt Bio Siegel Check viele kleine dinge

Auch bei den Ketten gibt es inzwischen einige Logos und Symbole, die biologische Lebensmittel kennzeichnen. Dies soll dem Kunden dabei helfen, die Bioprodukte schneller zu finden und wieder zu erkennen. Wichtig dabei ist, trotz der Eigenmarken darauf zu achten, dass das EU-Bio-Siegel mit abgedruckt ist, da es sonst schnell wieder zu mehr Schein als Sein kommen kann. Was ich damit meine, erkläre ich Dir jetzt.

Die Sache mit den Begrifflichkeiten

Nicht alles, was grün ist, ist gleich bio. Und nicht alles, was schön klingt, ist deswegen aus besserer Haltung oder besserem Anbau (siehe das Tierwohllabel…). So gilt auch beim Einkaufen: Vorsicht ist besser als Nachsicht. Lass Dich nicht von schönen Wörtern wie „natürlich“, „unbehandelt“, „naturnah“, „schadstoffkontrolliert“, „aus Vertragsanbau/integriertem Anbau“, „aus Freilaufhaltung“, „ungespritzt“ oder „aus umweltschonender Landwirtschaft“ in die Irre führen. Das darf nämlich jeder Produzent auf seine Produkte schreiben, da diese Begriffe nicht geschützt sind.
Selbiges gilt für optisch ansprechendes Marketing in schönen Naturtönen, mit Naturbildern, grünen Blättern, natürlichen Elementen, usw.

Rechtlich geschützt durch die EG-Öko-Verordnung von 1993 sind nur die Begriffe „Bio(logisch)“ und „Öko(logisch)“. Bezeichnungen wie „aus kontrolliert biologischem/ökologischem Anbau“ zeigen den Verbraucher*innen also, dass hier die gesetzlichen Vorschriften wirken und es sich tatsächlich um zertifizierte Bioprodukte handelt. 19, 2

Macht biologische Haltung für die „Nutztiere“ einen Unterschied?

Ich habe das Wort „Nutztiere“ hier ganz bewusst in Anführungszeichen gesetzt, da ich der Meinung bin, dass wir dringend unsere Haltung und Denkweise den Tieren gegenüber verändern sollten. Deswegen frage ich im Café im Unverpacktladen auch immer, ob die Kunden ihren Cappuccino mit Kuh- oder mit Hafermilch möchten, weil die Aussage „normale“ Milch inkludiert, dass es normal ist, die Muttermilch einer anderen Spezies zu trinken. Das führt an dieser Stelle aber zu weit weg.
Also zurück zur eigentlichen Frage:
Haben die Tiere etwas davon, wenn sie nach biologischen, statt konventionellen Standards gehalten werden?
Ich sage: Jein.
Grundsätzlich ist es ja nicht von der Hand zu weisen, dass Tiere in ökologischer Haltung sicherlich ein besseres Leben fristen, als in der Massentierhaltung. Doch Bio bedeutet nicht automatisch 10 Kühe auf einer riesigen Wiese, sondern kann genauso Anbindehaltung beinhalten und auch hier werden die Tiere ausgebeutet, zum Zweck gehalten und irgendwann geschlachtet. Die Tierrechtsorganisation Animal Right Watch, kurz ARIWA, hat eine ganze Sektion mit Artikeln zu dem Thema.20 Zudem ist es trügerisch zu glauben, ein Schwein würde sich dank Biohaltung ausschließlich im Dreck und im Stroh suhlen. Bei konventioneller Kastenhaltung hat eine Sau gerade mal 0,75m² zur Verfügung21, bei Biohaltung sind es je nach Gewicht und Zustand (tragend, säugend, Eber oder Sau) vielleicht ein halber Meter mehr. Bei der Recherche zu diesem Artikel habe ich so viele verschiedene Zahlen gefunden, dass es mir leider nicht möglich war, die Unterschiede in die Tabelle mit aufzunehmen. Ich halte aber das Fazit dieses Beitrags hier ganz passend:

„Die Suche nach der heilen Tierhaltungswelt wird immer verrückter. Systematisch ausgeblendet wird, dass Tiere zwangsläufig zu nichts weiter als Waren für menschliche Märkte degradiert werden – ob demeter, bio oder konventionell. Die Suche nach dem Ausnahmebetrieb, bei dem man in einer Momentaufnahme vermeintlich glückliche Tiere sieht, dient der Beruhigung des Gewissens aller Fleischesser, Milchtrinker und Eierkonsumenten.“ 22

Für mich bleibt außer Frage, dass Tierhaltung als Lebensmittel in keiner Form „artgerecht“ sein kann, solange ich einem Lebewesen sein Leben und seine Lebensqualität nehme.
So wirkungsvoll, nachhaltig und bedeutsam biologische Landwirtschaft auf der Ebene des Obst- und Gemüseanbaus ist, so gilt für mich biologische Tierhaltung noch immer nicht als Grund, den eigenen Fleisch- und Milchkonsum zu rechtfertigen. Und wie wir ja eingangs bereits gelernt haben, machen Bioprodukte nach wie vor den allerkleinsten Teil der Lebensmittel aus und gerade beim Fleisch kommen nach wie vor etwa 97% aus industrieller Massentierhaltung. 23

Fazit und meine Meinung

Für mich steht außer Frage, dass der Konsum von biologisch produzierten Lebensmitteln die Grundlage eines nachhaltigen Lebens ist. Wer ganzheitlich nachhaltig leben möchte, sollte auch in Betracht ziehen, dass der Schutz unserer Anbauflächen und damit unserer Lebensgrundlage damit einhergeht. Ob wir nun in Südamerika den Regenwald abholzen um dort Futtermittel für Tiere anzubauen oder hier unsere Böden mit giftigen Spritzmitteln und überdosierten Düngern zu Grunde richten, macht für mich nicht viel Unterschied. Fakt ist, wenn wir weiter auf Monokulturen und Massenwaren bestehen, müssen wir mit einem zunehmenden Insektensterben, mit dem Verlust der Bodenfruchtbarkeit, sowie verschmutzter Luft und Wasser vorlieb nehmen.

Ich finde auch wichtig, nochmals zu betonen, welche Bedeutung die Bioverbände, zusätzlich zum EU-Bio-Siegel haben und dass die biologische Lebensmittel nochmal auf ein ganz anderes Level heben. Es lohnt sich also, eher nach Label als nach Siegel zu wählen!

Wie ist Deine Meinung zum Thema Biolebensmittel?
Konntest Du von dem Bio-Siegel Check was Neues für Dich mitnehmen?
Lass uns in den Kommentaren gern in den Austausch kommen.

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Zu den einzelnen Verbänden:
Bioland
Naturland
Demeter
Biopark
Gäa e.V.
Biokreis
Ecovin
Ecoland

Quellen:

1 https://www.quarks.de/umwelt/landwirtschaft/oekologische-vs-konventionelle-landwirtschaft-ist-bio-immer-besser/
2 https://www.heimischelandwirtschaft.de/themen/biologische-vs-konventionelle-landwirtschaft
3 https://de.wikipedia.org/wiki/Konventionelle_Landwirtschaft
4 https://feldundstall.de/landwirtschaft/1939/
5 https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/siegelkunde-0#bio-siegel
6 https://www.bmel.de/DE/themen/landwirtschaft/oekologischer-landbau/eu-bio-logo.html
7 https://www.verbraucherzentrale-hessen.de/feature/wichtige-bio-oeko-siegel-ueberblick
8 https://www.oekolandbau.de/landwirtschaft/umstellung/oeko-verbandsrichtlinien-und-eu-bio-im-vergleich/
9 https://verbraucherschutz.bio/biosiegel-verbaende/
10 https://www.bioland.de/erzeuger/bioland-geschichte
11 https://www.bioland.de/sieben-prinzipien
12 https://www.naturland.de/images/Naturland/Richtlinien/RiLi_Vergleich_Naturland-EU_deu.pdf
13 https://www.naturland.de/de/naturland/was-wir-tun/naturland-sozial.html
14 https://www.naturland.de/de/naturland/was-wir-tun/naturland-fair.html
15 https://www.naturland.de/de/naturland/was-wir-tun/fisch.html
16 https://www.nachhaltigkeitspreis.de/unternehmen/preistraeger-unternehmen/2020/demeter-felderzeugnisse-gmbh/?c=utils
17 https://www.demeter.de/sites/default/files/richtlinien/richtlinien_gesamt.pdf
18 https://www.lebendigeerde.de/fileadmin/lebendigeerde/pdf/u2_download/LE_2021_5_Demeter-Richtlinien_Prinzipien.pdf
19 https://eatsmarter.de/ernaehrung/news/bio-siegel
20 https://www.ariwa.org/?s=bio
21 https://www.zdf.de/show/mai-think-x-die-show/maithink-x-folge-05-100.html
22 https://verbraucherschutz.bio/biosiegel-verbaende/alles-gut-bei-den-bioverbaenden/
23 https://www.tierschutzbuero.de/anteil-massentierhaltung/