Burnout – und dann? Teil 1
Okay, jetzt wird‘s persönlich. Und zwar so richtig. In diesem, und den folgenden Artikeln zum Thema „Burnout“ gibt es eine andere Seite meines Lebens.
Ich erzähle von meinen Burnout. Und allem, was dazu gehört.
Wie kommt es dazu? Wie fühlt sich das an? Wie läuft so eine Zeit ab? Wie gehe ich damit um?
Und vor allem: Was kommt danach?
Dies ist der erste Artikel aus einer ganzen Reihe zum Thema Burnout. Am Ende des Beitrags findest Du alle Links zu den Folgeartikeln in chronologischer Reihenfolge. Wenn Du alle lesen willst, empfehle ich Dir, nach der Reihe durchzugehen, um inhaltlich und thematisch an den vorhergegangenen anknüpfen zu können.
Wenn es Dir nicht gut tut, solche Inhalte zu konsumieren, rate ich Dir, die Themenartikel nicht oder nicht allein zu lesen, da sie sehr persönlich und emotional geschrieben sind.
Am Ende der Beiträge findest Du Hilfestellen, an die Du Dich wenden kannst, wenn es Dir nicht gut geht.
Was ich mit diesen Artikeln sagen und erreichen möchte
Viele Themen werden heutzutage fast schon zu oft wiedergekäut. Immer und immer wieder werden bestimmte Dinge diskutiert, gefragt, beantwortet. Dabei gibt es einige Themen, die werden, zumindest meinem Empfinden nach, viel zu wenig betrachtet. Ja, fast schon totgeschwiegen.
Wie der Tod. Angst. Und Geld. Sexualität. Unsicherheit. Individualismus. Und psychische Gesundheit.
Wieso können wir mit der Nachbarin darüber sprechen, welche Tante gerade an Krebs erkrankt ist, wer gerade einen Unfall hatte oder die schlimme Grippe überstanden hat, aber nicht darüber sprechen, wie es sich anfühlt, eine wirklich schwere Zeit zu haben? Wieso ist es ein solches Tabuthema in eine psychotherapeutische Klinik zu gehen, dass sich Betroffene häufig nicht trauen, es jemandem zu erzählen. Wieso können wir unserem Arbeitskollegen nicht offen erzählen, dass wir in Gesprächstherapie sind, wenn wir doch auch sagen können, dass wir zur Physiotherapie gehen, weil die Bänder oder Gelenke mal wieder Probleme machen.
Das Stigma beenden
Ich möchte dieses Tabu brechen. Für mich. Und für viele andere. In meiner Umgebung. In meiner Welt. Denn ich denke, es ist höchste Zeit, Themen wie psychische Gesundheit zu normalisieren.
Ich will, dass über diese Dinge so selbstverständlich am Frühstückstisch gesprochen werden kann, wie über Allergien, Rückenleiden, Stress bei der Arbeit, oder alles andere, was alltäglich besprochen wird.
Ich möchte dafür kämpfen, dass sich Menschen nicht verstecken, wenn sie psychisch krank sind, sondern ermutigen, darüber zu sprechen.
Ich wurde schon häufiger operiert. Nichts Großes. Aber es sieht jeder, wenn du mit Krücken oder einem großen Pflaster herumläufst. Und noch lang danach wirst Du gefragt: Geht es Dir wieder gut? Wie ist alles verlaufen? Hast Du noch Nachbehandlungen? Ist alles gut verheilt?
Warum teile ich meine Geschichte?
Wenn Du psychisch krank bist, ist es anders. Niemand sieht Dein Leiden. Du musst Dich erst anvertrauen, um Hilfe zu bekommen. Und solange wir so ein Tabu daraus machen, wird es Erkrankten immer schwer fallen, sich Hilfe und Unterstützung zu holen. Und somit auch, wieder zu genesen. Ich will, dass Menschen mit psychischer Erkrankung wie selbstverständlich ein oder zwei Jahre später von ihrem Umfeld gefragt werden, wie es ihnen geht. Wie sie zurecht kommen. Ob sie Hilfe brauchen. Wie ihr Leben sich entwickelt hat. So, als wären sie operiert worden und hätten an Krücken wieder neu laufen lernen müssen.
Deswegen schreibe ich diese Artikel. Deswegen teile ich meine Geschichte.
Ungeschönt. Echt. Nah.
Damit klar wird, wie es ist, psychisch erkrankt zu sein. Um zu zeigen, dass eine dreiwöchige Auszeit eine schwere Depression nicht so einfach lösen kann, sondern dass es viel länger dauern kann, so einen Krankheit zu überwinden. Damit nicht-Betroffene verstehen. Damit das gesehen wird, was so so viele Menschen allein und im Verschlossenen durchmachen. Damit eine Sensibilität geschaffen wird, für Menschen da zu sein, auch wenn sie nicht nach Hilfe fragen. Damit gesehen wird, dass nicht immer gesehen wird, wie es in einem aussieht. Um sichtbar zu machen. Um einen Raum zu schaffen. Um ein Zeichen zu setzen, sich die Hände zu reichen. Um eine Krankmeldung der Psyche wegen nicht mehr mit einem schlechten Gewissen zu belegen. Denn es ist höchste Zeit. Psychische Gesundheit als Thema zu normalisieren und als Teil unseres Lebens anzusehen, der so so wichtig ist, kann Leben retten.
Deswegen spreche ich darüber.
Wenn Du Hilfe suchst und Dich mit Deinen Problemen an jemanden wenden möchtest, kommst Du hier zu Seite der Deutschen Depressionshilfe mit vielen Anlaufstellen und Telefonnummern.
Sich Hilfe zu suchen und danach zu Fragen ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Mut!
Hier kommst Du zu den anderen Artikeln aus dem Themenbereich:
Burnout – Was ist das eigentlich? Teil 2
Burnout – Meine Geschichte Teil 3
Burnout – Wie fühlt sich das an? Teil 4
Burnout – Was mache ich dann? Teil 5
Burnout – Wie gehe ich damit um? Teil 6
Burnout – Wie geht es mir heute? Teil 7