Unverpackt Einkaufen – ein Guide und FAQ
Auch wenn für viele das unverpackte Einkaufen ein alter Hut und schon ganz alltäglich ist, so ist es für andere doch nach wie vor Neuland und mit einigen Fragen und vielleicht auch Unsicherheiten verbunden. Um mit den gängigsten Unklarheiten aufzuräumen und mal etwas Klarheit für Unverpackt-Einsteiger zu liefern gibt es hier den unverpackt Einkaufen-Guide mit vielen Fragen, die immer wieder gestellt werden. Von der jahrelangen Kundin in vielen Läden zur Mitarbeiterin in genau solchem habe ich inzwischen viel erlebt, gesehen und gehört und gebe meine Erfahrungen und Antworten gerne an Dich weiter.
Und weil für viele die Welt der Unverpacktläden noch nicht so erschlossen ist wie für mich, erkläre ich in diesem Artikel mal alles ganz von vorn:
Unverpackt einkaufen, wie geht das eigentlich und was muss ich noch alles darüber wissen?
Eigentlich ist das Prinzip ganz Einfach. Unverpackt einkaufen hat genau drei Schritte:
Schritt 1
Du wiegst Deine mitgebrachten Behältnisse auf der Waage im Laden mit Deckel ab und notierst das Gewicht darauf. Neben der Waage stehen dafür Stifte bereit, die meistens auch umweltverträglich und leicht wieder abzuwaschen sind.
Schritt 2
Du befüllst Deine Behältnisse mit was auch immer Du benötigst in der Menge, in der Du willst.
Schritt 3
Du bringst Deine gefüllten Behälter zur Kasse. Dort wird das von Dir zuvor notierte Gewicht als Tara in die Kasse eingegeben und abgezogen. So bezahlst Du nur, was Du eingefüllt hast und soviel Du wirklich brauchst.
Fertig ist Dein unverpackter Einkauf.
FAQ – Meist gestellte Fragen zum unverpackt Einkaufen
Dazu möchte ich noch ein paar Fragen beantworten, die ich immer mal wieder von Neukunden im Laden, in dem ich arbeite, bekomme:
Was bekomme ich alles im Unverpacktladen?
So ziemlich alles, was Du für den täglichen Gebrauch benötigst.
- Trockene Lebensmittel wie: Müsli, Kaffee, Hülsenfrüchte, Getreide, Reis, Nudeln, Mehl, Samen, Nüsse, Trockenfrüchte, Zucker, Salz, Süßigkeiten, Knabbersachen, Tee, Essig, Öle, Gewürze und vieles mehr
- Konserven wie (vieles davon in Pfandgläsern): Marmeladen, Senf, Tomatenmark, Nussmuse, Aufstriche, Antipasti, …
- Diverse Getränke wie Limonaden, Pflanzenmilch, Biere, Weine, Spirituosen
- Hygieneartikel aller Art, von Zahnpflege und Haarpflege über Menstruationsprodukte und Kosmetik wie Deo, Gesichtsmasken, Cremes, Sonnenschutz. Seifen, Körperpflege, Shampoos, alle drei meist in fester und flüssiger Form und in diversen Ausführungen.
- Putzmittel für alle Zwecke und passendes Zubehör wie Bürsten, Schwämme, Handschuhe.
- Toilettenpapier und manchmal mobile Poduschen.
- In manchen Läden auch Frischeprodukte wie Joghurt, Quark, Tofu oder Tempeh, Käse oder Käsealternativen, Sahne, Schmand, aber auch Obst und Gemüse, …
- Außerdem Haushaltswaren wie Flaschen, Aufbewahrungsdosen, beides meist in Edelstahl und/oder Glas, Backpapier- und Frischhaltefolienalternativen, nachhaltige Büroartikel, Bücher zu passenden Themen, …
Worin kann ich abfüllen?
In allem, was Du Zuhause hast:
Alte Konservengläser, Bügelgläser, Tupperware, Baumwollbeutel, Gemüsenetze, Papiertüten, …
Müssen die Behälter leer sein?
Nein. Auch wenn Du noch einen Rest Reis oder Reinigungsmittel in Deinem Behälter hast, kannst Du es trotzdem zum Einkaufen mitbringen. Wichtig ist, dass Du es mit dem Inhalt wiegst und nicht z.B. das Leergewicht vom letzten Einkauf nimmst.
Darf ich leere Putzmittelbehälter mitbringen?
Auch diese Frage kommt immer wieder. Dabei ist das das Beste, was Du machen kannst. Die alten Behälter wieder und wieder verwenden. Wenn immer das drin ist, was drauf steht, weiß der*diejenige an der Kasse schon, was abzurechnen ist und Du musst Deine Putzmittel nicht extra beschriften oder teure Behälter mit Sprühkopf kaufen um sie darin einzufüllen.
Ist auch Tupper erlaubt (weil es ja Plastik ist)?
Ja, auch Tupper ist erlaubt und wird im Unverpacktladen nicht verteufelt. Der Sinn eines nachhaltigen Lebens ist ja nicht, alles bestehende wegzuwerfen, sondern die Dinge, die Du bereits besitzt, so lange wie möglich weiterzuverwenden. Wenn Du also Deine Tupper noch zum Einkaufen, Einfrieren oder Aufbewahren weiter nutzt, bis sie kaputt gehen, ist das genau der richtige Gedanke.
Wieso wird mit Deckel gewogen?
Wenn Du Deine Lebensmittel abgefüllt hast, verschließt Du ja das Behältnis, damit nichts raus fällt und auch nichts hinein kommen kann. Damit an der Kasse nicht überall wieder der Deckel abgenommen werden muss und verhindert werden kann, dass auch dort etwas hinein oder herausfällt, werden die Behälter direkt mit Deckel gewogen, damit auch das gesamte Verpackungsgewicht an der Kasse wieder abgezogen werden kann.
Was mache ich, wenn ich Abfüllhilfe brauche?
Fragen und um Hilfe bitten. Im Unterschied zu gewöhnlichen Supermärkten sind Unverpacktläden extra auf die Kundenbetreuung angelegt. Hier nimmt mensch sich gerne Zeit, Dir alles zu erklären, Dir alle Arten von Fragen zu den Produkten zu beantworten und Dir zu helfen, falls mal irgendwas nicht klappt. Häufig stehen auch Infoschilder neben den verschiedenen Schüttel oder Schüsseln, die den Abfüllprozess erklären oder Dir zeigen, wo Du Trichter, Kellen oder andere Hilfsmittel findest.
Und keine Panik, wenn mal was daneben geht, das passiert immer wieder und ist nicht schlimm.
Was ist, wenn ich vergessen habe, mein Behältnis zu wiegen, es aber schon befüllt habe?
Auch das ist nicht tragisch. Dann wird an der Kasse der Inhalt eben nochmal schnell umgefüllt und dann gewogen. Das kann jeder*m mal passieren.
Muss ich beim Abfüllen Handschuhe tragen?
Nein. In der aktuellen Situation stehen in jedem Unverpacktladen (in der Regel direkt am Eingang oder neben der Waage) Desinfektionsmittelspender bereit, die Du für Deine Hände verwenden kannst, bevor Du einkaufst. Häufig gibt es auch Stoffhandschuhe, um Spaghetti aus den Schüsseln zu schöpfen. Wenn es Dir lieber ist, kannst Du diese natürlich auch zum Abfüllen der anderen Produkte nutzen.
Kann ich mehrere Lebensmittel in einen Behälter füllen?
Ja, ABER: Ich kann hier nicht für alle Unverpacktläden sprechen, sondern nur von meinen Erfahrungen, oder wie wir das im Laden handhaben. Produkte, die gleich viel kosten, wie Müslis, Gummibärchen oder Nüsse können, wenn der Preis der selbe ist, gemischt werden. (Es kann allerdings sein, dass manche Läden das trotzdem nicht möchten, wegen der Bestandslisten für die einzelnen Waren).
Eine weitere Möglichkeit ist, dass Du die einzelnen Posten zwischenwiegen lässt. Das bedeutet, dass Du beispielsweise erst Deinen Behälter wiegst, Produkt 1 einfüllst und dann damit zur Kasse gehst. Dort wird das Produkt abgerechnet. Danach wird entweder an der Kasse das neue Tara genommen oder Du wiegst den bereits befüllten Behälter erneut, dann kannst Du Produkt 2 auffüllen und wieder abwiegen lassen usw. Dann ist es auch möglich, Produkte mit unterschiedlichen Preisen in ein Behältnis zu füllen. Das ist vor allem dann praktisch, wenn Du Dir zum Beispiel ein Snackglas oder Dein eigenes Müsli zusammenstellen möchtest, ohne dafür fünf verschiedene Behälter mitzunehmen.
Was mache ich, wenn ich keine Behälter dabei habe?
Auch das ist in (fast) allen Unverpacktläden kein Problem. Es gibt dort häufig die verschiedensten Möglichkeiten, trotzdem etwas einkaufen zu können. Von Verpackungsmaterial aus den Bestellungen zu kleinen Papiertüten, von Gläsern verschiedener Art (meist Einmach- oder Bügelgläser) zum Kauf oder auch Pfandgläser zum Ausleihen. Einige Unverpacktläden haben auch einen Korb für Altgläser bereitstehen. Dort kannst Du zum Einen Deine alten Konserven von Aufstrichen, Gurken oder was auch immer so anfällt, abgeben und hast gleichzeitig die Möglichkeit, wenn Du nicht genügend Gläser dabei hast oder spontan vorbei kommst, Dir eines gratis zu nehmen und dort Deine Einkäufe einzufüllen.
Warum sind immer mal wieder Produkte nicht verfügbar?
Unverpacktläden sind kleine inhaberbetriebene Einzelhandelsunternehmen, die häufig über kein riesiges Budget und Lager verfügen, was es nicht möglich macht, alle Waren in mehrfacher Ausführung und großen Mengen ständig zur Verfügung zu haben.
Außerdem haben sie durch das vergleichsweise kleinere und sorgfältig ausgewählte Sortiment häufig Dutzende Händler, bei denen Mindestbestellmengen eingehalten werden müssen. Zudem wird natürlich versucht, die Anzahl der Lieferungen so gering wie möglich zu halten, weswegen manchmal noch etwas gewartet wird, bis die Bestellung größer ist, damit nicht mehrmals geordert werden muss.
So kann es vorkommen, dass eine Sorte Reis, Hülsenfrüchte, Nüsse oder Seife mal für eine Weile aus ist, bis die nächste Bestellung kommt.
Das Tolle: Häufig gibt es ja mehr als genug Alternativen zu dem Produkt, das gerade nicht verfügbar ist und die Kund*innen der Unverpacktläden sind meist sehr freundliche, verständnis- und rücksichtsvolle Menschen, so dass dies selten ein Problem ist.
Warum sind Unverpacktläden so teuer?
Die bessere Frage wäre wohl: Warum können Discounter so billig sein?
Wenn wir uns ernsthaft damit auseinander setzen, welchen Wert Lebensmittel und Produkte des täglichen Gebrauchs haben (dürfen), müssen wir uns zwangsläufig fragen, wie dieser Preis zustande kommt. Dass es kaum sein kann, dass importierte Waren mit mehreren Ernte- oder Herstellungsprozessen für wenige Cents oder Euro verkauft werden, hinterfragen doch die wenigsten.
Wenn ich mir aber vorstelle, ich wäre die Plantagenarbeiterin, die die Cashews oder den Kakao erntet, ich wäre der Fabrikarbeiter, der für die Weiterverarbeitung oder Verpackung zuständig ist usw., dann würde ich, genau wie jeder andere Mensch auf dieser Welt, gerne für meine Arbeit fair und anständig bezahlt werden, hätte gerne das Recht auf regelmäßige Pausen, eine festgelegte Tagesarbeitszeit und wüsste durch diese Bedingungen meine Kinder in der Schule statt in Kinderarbeit.
Und wäre ich diese Erde, würde ich meine Haut, also den Boden, lieber mit natürlichen Mittel gepflegt und genährt wissen statt mit Chemieschleudern, die mir auf Dauer schaden und das Wachstum gesunder Pflanzen und Lebensmittel irgendwann unmöglich machen.
Und wäre ich ein*e Unverpacktladenbetreiber*in, der*die häufig mit viel finanzieller Vorleistung in ein solches Projekt startet und nicht selten in den ersten Jahren kaum eigenen Lohn beziehen kann, aber eine so große Überzeugung hat, etwas Gutes für die Welt zu tun, dann würde ich meinen Einsatz in diesen Laden gern irgendwann refinanziert wissen, ohne mich daran übermäßig zu bereichern.
Berücksichtigen wir diese Punkte, so steht es außer Frage, dass es mehr als berechtigt ist, dass die Produkte im Unverpacktladen mit denen im Discounter oder Supermarkt außer Konkurrenz stehen.
Und denen im Bioladen stehen sie um nichts nach, sind manchmal durch die unterschiedlichen Händler und Größe der Chargen, sogar günstiger.
Wie verpacken Großhändler ihre Waren für einen Unverpacktladen?
Die allermeisten Lebensmittel kommen in Großgebinden im Unverpacktladen an. Dinge wie Haferflocken, Müsli, Zucker, Reis oder Hülsenfrüchte kommen meist in bis zu 25kg Papiersäcken.
Andere Lebensmittel, wie zum Beispiel Nüsse, Tee, gefriergetrocknete Früchte oder anderes kommen in Pfandbehältern aus Hartplastik in verschiedenen Größen. Diese werden im Unverpacktladen gespült und immer wieder zur Aufbewahrung verwendet oder wieder zum Großhändler zurückgeschickt.
Manche Lebensmittel, die vor Feuchtigkeit geschützt werden müssen, kommen in Kartons, die mit einer sehr dünnen Folie ausgelegt sind oder in Großpackungen in Plastik.
Nudeln kommen beispielsweise entweder lose in Kartons oder in Großpackungen in Plastik, je nach Produzent und Lieferant.
Ganz plastikfrei geht es also auch in einem Unverpacktladen nicht zu. Verglichen mit der Alternative, dass die Kunden das Produkt sonst in beispielsweise 100g Packungsgrößen in Plastik kaufen müssten, wird in der Summe dennoch einiges an Verpackungen eingespart. Meine Erfahrung aus den Unverpacktläden ist die, dass sie häufig kaum mehr als einen gelben Sack im Monat produzieren. Und das als Lebensmitteleinzelhandel!
Doch auch hier findet ein Umdenken statt. Nach mehrfacher Nachfrage durch die Unverpacktläden und den dadurch entstehenden Druck haben schon einige Produzenten ihre Verpackung umgestellt, z.B. bei Lebensmitteln, bei denen es keine Rolle spielt, wie Schokolade. Diese wird jetzt statt in Plastik, in Papier geliefert.
Reinigungsmittel, Essig und Öle kommen, ebenfalls je nach Anbieter, teilweise in großen Kanistern, manche mit Pfand, manche ohne, oder in Bag in Box-Systemen. Hier ist ein großer gefüllter Plastikbeutel in einem Karton. Statt dem Volumen eines ganzen Kanisters fällt also so nur die Innentüte an Kunststoffmüll an.
Denn auch wenn manche Kanister wiederverwendet werden, braucht es gerade zu deren Reinigung eine Menge Wasser, denn Putzmittelrückstände können recht hartnäckig zu entfernen sein.
Du siehst, das Konzept und die Hintergründe eines Unverpacktladens zu kennen ist durchaus hilfreich, um das Projekt ganzheitlich betrachten und Abläufe und Prozesse besser verstehen zu können.
Ist Dir noch etwas unklar oder gar eine Frage unbeantwortet geblieben, zu der Du gern eine Antwort oder noch mehr Auskunft hättest?
Dann hinterlasse gerne einen Kommentar unter dem Beitrag.
Du willst gern mal eine virtuelle Tour durch einen Unverpacktladen machen und aus einem Interview die Hintergrundgeschichte zur Entstehung einzelner Läden hören? Dann schau Dir gerne meine Unverpacktladen-Rundgänge an, die ich regelmäßig in meiner Region mache und nach und nach ausweite. Dort sind nicht nur schöne Bilder zu sehen, sondern auch spannende Geschichten und interessante Antworten zu lesen.
Hier findest Du die Zero Waste Map vom Unverpacktverband, die Dir anzeigt, wo der nächste Unverpacktladen in Deiner Nähe ist.
Hallo, ich bin 19 Jahre alt und übernehme im Herbst einen kleinen Laden. Aus diesen kleinen Laden möchte ich gerne einen unverpackt Laden machen. Ich habe noch keine Erfahrung mit unverpackt Laden, dennoch finde ich es super wichtiges und interessantes Thema. Meine Frage wäre hättest du Tipps für denn Start? Wie mach ich es für die Käufer schmackhaft das sie zu mir kommen? Wo bekomm ich die Sachen am besten her? Was brauche ich am Anfang alles?
Ich freue mich auf eine Rückmeldung
Mit freundlichen Grüßen Sandra Knoll aus Tirol!
Hallo, ich bin 19 Jahre alt und übernehme im Herbst einen kleinen Laden. Aus diesen kleinen Laden möchte ich gerne einen unverpackt Laden machen. Ich habe noch keine Erfahrung mit unverpackt Laden, dennoch finde ich es super wichtiges und interessantes Thema. Meine Frage wäre hättest du Tipps für denn Start? Wie mach ich es für die Käufer schmackhaft das sie zu mir kommen? Wo bekomm ich die Sachen am besten her? Was brauche ich am Anfang alles?
Ich freue mich auf eine Rückmeldung
Mit freundlichen Grüßen Sandra Knoll aus Tirol!