Zero Waste Toilette – Kann mensch auf Klopapier verzichten?
Du fragst Dich, welche unverpackten und umweltschonenden Alternativen es für das Stille Örtchen gibt?
Du willst wissen, ob ein Leben ganz ohne Klopapier – also eine Zero Waste Toilette – möglich ist?
In diesem Artikel erzähle ich Dir von meinen persönlichen Erfahrungen dazu und worauf ich nie wieder verzichten möchte. Es geht um Hygiene, um Gewohnheiten und um ökologische Fakten von Toilettenpapier. Sei gespannt!
„Jetzt spinnt sie völlig!“
Mit solchen oder ähnlichen Reaktionen hatte ich gerechnet, als ich auf eine Toilette ohne Toilettenpapier umgestellt hatte. Spätestens wenn Gäste zu Besuch kommen und sich fragen, was die Utensilien rund um die Toilette sollen, kommt das Thema ins Gespräch.
Aber mal ganz von vorne.
Ich war schon eine Weile im „Zero Waste Game“, etwa 1,5 Jahre um genau zu sein, als ich so weit war, mich zu fragen, wo ich noch unnötigen Müll einsparen kann. Wir (also mein Freund und ich) halten uns an die 5 R‘s wo es eben geht und dennoch fiel da noch was an: Nämlich die Verpackungen der Toilettenpapierrollen. Inzwischen gibt es in vielen Unverpacktläden, auch in unserer Nähe, loses Toilettenpapier zu kaufen. Damals allerdings noch nicht. Also hab ich mich gefragt, ob es eine Alternative dazu gibt oder wie sich das verringern ließe.
Genau zur richtigen Zeit hatte dann das Wohlgefühl ein neues Produkt, nämlich eine mobile Podusche, ins Sortiment aufgenommen. Da ich meinen Freund nicht allzu sehr überrumpeln wollte, nahm ich vorerst mal nur den Produktflyer mit, der erklärte, wie man die Podusche verwendet, welche Vorteile sie hat und warum es Sinn macht, sie zu benutzen.
Zumindest wer schon mal in Asien war oder davon gehört hat, kennt das Prinzip. Man wäscht sich nach dem Toilettengang mit Wasser sauber um sich zu reinigen, Toilettenpapier sucht man dort meist vergebens.
Nach einigen zaghaften und lustigen Unterhaltungen darüber, wie realistisch es sei, sich untenrum damit wirklich sauber zu bekommen, waren wir noch immer unsicher. Bis mir einfiel, dass wir an der Badewanne, direkt neben der Toilette, einen Anschluss für einen Duschkopf haben, der ohnehin nie benutzt wird. Ich hatte gelesen, dass es auch Handbidets gibt, welche man direkt daran anschließen kann. Ein Glück haben wir so ein winziges Bad, dass man von der Toilette aus eigentlich alles erreichen kann.
Die Podusche nur anschauen oder auch benutzen?
Also holten wir uns so einen Aufsatz. Nur, damit er die ersten beiden Wochen nur dafür da war um von uns skeptisch angeschaut zu werden. Ich erzähle Dir das so offen und ehrlich, damit Du siehst, dass auch ich immer mal wieder meine kritischen Momente habe. An manche Dinge muss man sich eben erst gewöhnen, bzw. sich überwinden und davon überzeugen lassen, dass es funktioniert. Ähnlich ging es mir mit der Menstruationstasse, dem Roggenmehl-Shampoo oder ganz zu Beginn auch mit selbst gemachten Deos. Aber das gehört dazu.
Bald wurde es zur täglichen schmunzelnden Gewohnheit, dass mein Freund und ich uns, nachdem der andere auf der Toilette war, fragten, ob man das Bidet ausprobiert hätte. Und es war lange die selbe Antwort, mit einem Grinsen und Schulterzucken, „Nein“.
Irgendwann probierte ich es dann doch aus. Und was soll ich sagen. Man braucht ein paar Mal Übung, bis man den Dreh raus hat. Aber tatsächlich gewöhnt man sich sehr schnell daran und es funktioniert super!
Und das Toilettenpapier?
Eben genau das ist die Frage! Wir benutzten zwar nun das Handbidet, dass uns von Tag zu Tag mehr überzeugte, aber brauchten trotzdem noch genug Toilettenpapier um uns abzutrocknen. Das war für mich sehr bald keine bessere Option als vorher, denn das Problem war ja noch immer nicht gelöst. In einem Youtube Video einer Zero Wasterin aus Kanada sah ich dann, dass sie sogenannte „toilet cloths“, zu deutsch „Toilettentücher“, verwendet. Dass sie also einfach aus Stoffresten, Waschlappen oder Handtüchern kleine Tücher abgenäht hatte und diese zum Abtrocknen verwendet.
Und da wir ohnehin viel zu viele Handtücher hatten, was eben oft der Fall ist, wenn man zwei Haushalte vereint, machte ich mich ans Werk, zerschnitt drei Handtücher, setzte mich an die Nähmaschine und nähte kleine Toilettentücher, 80 an der Zahl. Das kostete mich zwar einen Nachmittag Arbeit, aber so oft macht man das ja nicht.
Und wie funktioniert das Ganze jetzt?
Ich hatte mich danach noch etwas eingelesen, da gesagt wird, man soll die Tücher in einem offenen Eimer oder Stoffbeutel aufbewahren, damit sie trocknen können, eh sie in die Wäsche wandern. Andernfalls können sich Stockflecken im Stoff entwickeln, bzw. der Stoff sich zersetzen, wenn er zu lange feucht in einem geschlossenen Behältnis liegt. Wir hatten kurz Bedenken, dass es unangenehm riechen könnte. Da man sich mit den Tüchern allerdings nur abtrocknet und nicht „abwischt“ wie zuvor mit dem Toilettenpapier, war spätestens nach dem ersten Gebrauch klar, dass dies kein Problem darstellte.
Und so benutzen wir inzwischen seit August 2018 das toilettenpapierfreie WC.
An der Dusche hängt der Baumwollbeutel, in dem die Tücher gesammelt werden. Wenn der voll ist, kommen sie einfach in die Kochwäsche und werden danach wieder verwendet.
Tatsächlich haben wir für unsere Gäste nach wie vor noch Toilettenpapier im Haus, da das Bidet eben doch nicht für Jede*n etwas ist. Aber dadurch haben wir vielleicht noch den Verbrauch von ein paar Rollen Toilettenpapier im Jahr. Denn wer möchte, darf es natürlich gern mal ausprobieren.
Und wie hygienisch ist die Zero Waste Toilette?
Nun ja. Stell Dir vor, Du gehst spazieren und stolperst ganz ungünstig. Leider landet Dein Arm dabei in einem Hundehaufen. Würdest Du das lieber mit einem Papiertaschentuch abwischen oder würdest Du Dich wohler und sauberer fühlen, wenn in der Nähe ein Brunnen wäre, an dem Du Deinen Arm mit Wasser abwaschen kannst…?
Wir sind mittlerweile so von der Podusche überzeugt, dass wir uns die mobile Version für Urlaube und Auswärtsübernachtungen angeschafft haben, da es für uns inzwischen ein unangenehmes Gefühl ist, noch Toilettenpapier zu benutzen. Falls Du keine Möglichkeit eines direkten Anschlusses hast, eignet sich die Hand-Podusche natürlich auch für Zuhause. Der Druck ist natürlich nicht so stark, sie erfüllt aber auch ihren Dienst. Der Druck ist natürlich nicht so stark wie aus der Leitung, daher würde ich für diese Variante die selbstgemachten Toilettentücher nur begrenzt empfehlen, damit es nicht zu „Restflecken“ kommt. Wenn Du keine Berührungsängste mit Deinem eigenen Körper hast, kannst Du mit der Hand zusätzlich sauber reiben, so wie Du Dich unter der Dusche auch wäscht, dann klappt das auf jeden Fall auch. In vielen Teilen auf der Welt ist das ja ohnehin die gängige Praxis, wir sind es nur einfach nicht gewohnt. Wenn nicht, hilft die Podusche Dir allemal, Toilettenpapier zu sparen und Dich sauberer zu fühlen als durch die ausschließliche Verwendung von Toilettenpapier.
Podusche und Menstruation
Auch dieses Thema muss in diesem Artikel erwähnt werden. Ich persönlich nutze seit 2016 die Menstruationstasse. Und auch mit der Kombination aus diesen beiden habe ich keinerlei Probleme. Ich fühle mich hygienischer und sauberer denn je, dadurch, dass ich das Handbidet habe, mit dem ich mich bei jedem Toilettengang sauber duschen kann.
Nachhaltigkeit allgemein
Jetzt mag vielleicht die Frage kommen, ob es wirklich nachhaltiger ist, das Bidet zu nutzen und die Tücher zu waschen oder eben doch beim Toilettenpapier zu bleiben. Ich sage: auf jeden Fall die Tücher benutzen. Denn Durchschnittsbürger*innen dieses Landes verbrauchen etwa 15 kg Toilettenpapier im Jahr. Welches zu großen Teilen aus Frischfasern besteht, wofür jährlich etliche Tonnen an Bäumen gefällt werden müssen. Nicht nur, dass die Rodungen schlechte Auswirkungen auf die Umwelt haben, der Zellstoff wird zusätzlich gechlort, verarbeitet, verpackt und weit transportiert. Das alles hat einen erheblichen Einfluss auf die Co² Bilanz von Toilettenpapier. Dafür, dass es meist auch noch viel zu verschwenderisch und nur einmal benutzt wird, bevor es in den Abflüssen landet. Und anschließend macht es wiederum Aufwand bei der Wasseraufbereitung.
Außerdem spare ich zusätzlich Wasser, weil ich die Spülung nie ganz betätige. Wenn kein Papier in der Toilette landet, hat man also zusätzlich noch weniger Wasserverbrauch. Immerhin spülen wir im Durchschnitt etwa 8 Liter Wasser pro Spülgang den Abfluss runter, nicht gerade wenig.
Fazit der Zero Waste Toilette
Wenn Du offen für Neues bist, im Bereich Zero Waste den nächsten Schritt gehen möchtest und einen großen Zugewinn im Bereich Hygiene haben willst, würde ich Dir vorschlagen, es zumindest einmal zu versuchen. Ob Du es zu Beginn einfach nur mit einer Wasserflasche testest (falls du noch eine Plastikflasche im Haus hast, mach dir einfach ein paar Löcher in den Deckel, so kannst du sie auch als Druckflasche verwenden) oder die mobile Podusche ausprobierst, ein Erlebnis ist es so oder so wert.
Ich kann zumindest sagen, dass ich voll und ganz von dieser Methode überzeugt bin und vermutlich bei der künftigen Wohnungssuche genau hinsehen werde, ob es einen zusätzlichen Wasseranschluss in Toilettennähe gibt. 🙂
Wenn Du noch nach einer Zero Waste Möglichkeit zur Toilettenreinigung suchst, kommst du hier zu meinem Rezept für selbstgemachte WC Tabs oder dem DIY für WC-Ente-Reiniger.
Die Klobürste aus Holz findest Du hier.
War dieser Artikel hilfreich für Dich? Hat er Dich neugierig gemacht, die Zero Waste Toilette auch mal zu testen? Hast du Fragen rund um das nachhaltige Badezimmer?
Dann lass gerne einen Kommentar da oder schick mir eine Mail. Ich freue mich, von Dir zu hören.
Bei mir gibt es seit über vier Jahren auch Pipi Tücher. Man spart eine Menge Toilettenpapier. An eine Popo Dusche habe ich mich noch nicht gewagt.
Kg helen
Hallo Helen,
Danke für Deinen Kommentar. Toll, dass Du auch schon auf Tücher umgestiegen bist, das spart schon eine Menge Bäumen ein! 🙂 Ja, die Podusche braucht etwas Mut und Offenheit. Ich kann mich nur wiederholen, wenn mensch sich einmal traut und sich dran gewöhnt hat, ist alles andere unvorstellbar. 😀
Aber ich kann auch verstehen, wenn es Menschen gibt, die sich nicht dafür entscheiden und dafür andere Dinge verändern. Weil jeder Schritt zählt und nicht alle alles umsetzten und perfekt machen können.
Liebe Grüße an Dich!
Hach, liebe Amelie, danke für die vielen Infos. Ich hab seit 2 Wochen das gleiche System in Verwendung und frage mich, warum ich das nicht schon früher gemacht hab. Super einfach und das Frischegefühl will ich nicht mehr hergeben 🙂
Noch eine Frage: Was argumentierst du eigentlich gegen „Hygiene-Fans“, die sagen, dass sich Bakterien auch auf die anderen Sache in der Wäsche übertragen können?
Ich muss mich bald ans Nähen der weiteren Tüchlein machen, hab noch keine 80 Stück 😀
Herzliche Umarmung
Sehr gern, meine liebe Michelle. :-*
Ich freue mich, dass Du die gleichen Erfahrungen machst wie ich, es ist einfach so viel angenehmer!
Was die Hygiene-Menschen angeht: Nunja, wie gesagt ist am Tuch selbst ja eigentlich nur noch Wasser und nach dem Duschen trocknet mensch sich doch auch an allen Körperstellen ab, oder? Und wer dann immer noch Sorge vor Baterien hat, kann die Tücher immer noch entweder einzeln, also getrennt von z.B. Geschirrtüchern und eher mit Unterwäsche waschen, die ohnehin mit den selben Körperstellen in Kontakt kommt. Oder bei 90 Grad. Wir waschen unsere Toilettentücher allerdings nur bei 60 Grad und das reicht auch vollkommen aus.
Die Anzahl der Tücher richtet sich natürlich auch danach, wie oft sie verwendet und wie oft gewaschen werden. Ich habe für das „kleine Geschäft“ tatsächlich noch kleine Handtücher mit Häkchen zum aufhängen, die ich dafür mehrmals verwende, ansonsten hätte ich viel zu viele Tücher an einem Tag benutzt, was ich denke, dafür nicht notwendig ist. Das Tuch wechsel ich dann alle zwei bis drei Tage.
Viele Grüße in die Schweiz und einen liebevollen Drücker auch an Dich! <3
Vielen Dank für die ausführliche Erklärung. Jetzt bin ich gewappnet für die Diskussion 😀 Ich seh das ja auch so – Unterhosen wasch ich ja nie seperat von Geschirrtüchern. Und ich denk, die Unterhosen bleiben wahrscheinlich mit der Wassermethoden bakterienfreier, weil es einfach sauberer ist… 🙂
Freu mich auf deine nächsten Beiträge.
Ich habe mir bei einer Firma für sanitäre Anlagen auch eine Podusche geholt. Das Problem mit dem abtrocknen hatte ich bis jetzt auch noch nicht perfekt gelöst. Interessanter Ansatz einfach aus Stoffresten, Waschlappen oder Handtüchern kleine Tücher abzunähen und diese zum Abtrocknen zu verwenden.