Lebensmittelverschwendung – Alles was Du wissen musst und 20 Tipps zur Vermeidung
Lebensmittelverschwendung ist ein riesen Thema. Da es genug zu lesen, lernen und erfahren gibt, will ich gar nicht viele Worte in die Einleitung stecken sondern starte direkt durch.
Vorab nur ein kleiner Hinweis: Ich weiß, dass das ein sehr langer Artikel ist. Ich freue mich, wenn Du Dich mit dem Thema auseinandersetzt und rein liest. Wenn Dir alles auf einmal zu viel ist oder Du schon ein paar Sachen über das Thema weißt, kannst Du die Inhaltsangabe nutzen, um zu den für Dich interessanten Absätzen zu kommen oder um Dich zu orientieren, wenn Du den Artikel in Etappen liest.
Die Fakten
Wie viel wird weggeworfen?
- Täglich hungern etwa 800 Millionen Menschen auf der Welt.1
- Gleichzeitig werden 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel1 jährlich weggeworfen, wovon diese Menschen ernährt werden könnten. Das ist ein Drittel2 aller produzierten Lebensmittel.
- 52%3 davon entstehen (zumindest in Deutschland) in den privaten Haushalten.
- Hier werfen wir jährlich etwa 75kg Lebensmittel pro Person3 in die Tonne.
- Das entspricht landesweit etwa 12 Millionen Tonnen, was einen Wert von 254 Milliarden Euro hat.
- Zusammengerechnet werden in Deutschland pro Jahr 230 000 Rinder5 in Form von Wurst- und Fleischwaren weggeworfen. Die sind dann alle für die Tonne gestorben.
- Insgesamt macht die Lebensmittelverschwendung 10% aller global erzeugten Treibhausgase6 aus. Das ist fast das Doppelte, wie alle Autos in den USA und in Europa zusammen verursachen.
Wo entstehen Lebensmittelabfälle
- 52% (6,1t) private Haushalte
- 18% (2,2t) Verarbeitung von Lebensmitteln
- 14% (1,7t) Außer-Haus-Verpflegung
- 12% (1,4t) Primärproduktion
- 4% (0,5t) Groß- und Einzelhandel
Angaben der Zahlen jährlich in Deutschland7
Anteil verschiedener Lebensmittel in den privaten Haushalten
- 38% Gemüse und Obst
- 25% Fertiggerichte und Gekochtes
- 16% Brot und Backwaren
- 10% Milchprodukte
- 6% Sonstiges
- 5% Fisch und Fleisch
Auch hier wieder die Daten aus Deutschland.8
Was sind die Ursachen für Lebensmittelverschwendung?
In der Landwirtschaft
Ein großer Teil (der oft in Studien und Bewertungen gar nicht richtig aufgenommen wird und daher in Zahlen oft nicht so deutlich zu sehen ist), sind die bereits anfallenden Abfälle in der Landwirtschaft. Durch Überschüsse aufgrund der Qualitätsstandards fällt bereits ein Teil der Ware nach der Ernte weg. Verkauft wird nur, was ein bestimmtes Maß, Größe, Durchmesser hat. Da der Landwirt die bestellte Menge aber sichern muss, wird pauschal mehr kultiviert und ein großer Teil wird nicht verkauft.
Ein weiterer Faktor sind die Preisschwankungen, denen der Markt ausgesetzt wird. Wenn das Unterpflügen billiger ist, als die Ernte an sich, hat der Landwirt nicht die Zeit und das Geld, sich um die Ware zu kümmern. Also bleibt sie einfach auf dem Feld liegen. Lebensmittel, gewachsen und kultiviert um zu verrotten.
In der Produktion
Auch bei der Produktion, Weiterverarbeitung und Verpackung fällt durch Sicht- und Größenkontrollen, sowie Produktionsabfälle nochmals ein erheblicher Teil an Abfällen an.
Beim Endverbraucher
Wir Konsumenten sind aber trotz allem für den Mammutanteil an Lebensmittelverschwendung (per Definition noch essbare, aber trotzdem weggeworfene Lebensmittel), verantwortlich.
Diese entstehen vor allem durch:
- falsche Lagerung, die Schimmel begünstigt oder die Frischwaren schneller welk werden lässt
- einen überfüllten und somit unübersichtlichen Kühlschrank, in dem in den hinteren Ecken häufiger mal was vergessen wird und dann schlecht wird
- falsche Portionierungen, wir kochen zu viel uns statt die Reste noch am nächsten Tag zu essen, werfen wir sie weg
- zu große Einkäufe, wir essen mehr, als wir in der Zeit essen und verarbeiten können und am Ende wird es schlecht
- Fehleinschätzung des Mindesthaltbarkeitsdatums, statt mit unserem Menschenverstand zu prüfen, ob ein Lebensmittel noch gut ist, verlassen wir uns auf das aufgedruckte Datum und schmeißen Lebensmittel weit vor dem Ende ihrer Genießbarkeit in die Tonne
Warum ist das so dramatisch?
Nun ja, braucht es wirklich noch eine Erklärung, um diese schockierenden Fakten zu unterstreichen? Dass wir alle Menschen auf der Welt ernähren könnten, wenn unser System anders funktionieren würde und unser Bewusstsein und unsere Wertschätzung zu unseren Lebensmitteln höher wäre, sagt denke ich schon so Einiges aus.
Natürlich sind es auch Unmengen an Ressourcen, die wir durch unseren Überkonsum und unser wenig wertschätzendes Verhalten verschwenden. Denn jede Karotte muss erst gesät, gegossen, gepflegt werden, bevor sie geerntet wird. Da fließen Dünger, Wasser, Anbauflächen und Arbeitszeit hinein, die am Ende für nichts in dem Mülleimer landen. Weitergedacht sind es Produktionsmaschinen, ganze Industrien, die Energie verbrauchen, um verarbeitete Lebensmittel zu produzieren, ob Tiefkühlware, Joghurt oder Knabberzeug. Wenn wir auch nur versuchen, uns die Tonnen an Lebensmitteln vorzustellen, die jährlich weggeworfen werden, übersteigt das bei weitem unsere Fähigkeiten, das zu begreifen.
An dieser Stelle eine passende Filmempfehlung zum Thema
„Mit dem Essen, was wir in Europa und Nordamerika wegwerfen, könnten alle Hungernden der Welt dreimal satt werden.“
Taste The Waste beschäftigt sich damit, wo, wie viel und warum werden so viele Lebensmittel weggeworfen?
Wie viel Schuld tragen der Verbraucher*innen wirklich und was kann jeder einzelne Mensch tun, um dieses massive Problem zu reduzieren um Teil der Lösung zu sein?
Viele Einzelbeispiele veranschaulichen die Lebensmittelverschwendung auf der ganzen Welt.
Im Film werden Geschichten erzählt von Landwirten im In- und Ausland, Supermarktmitarbeiter*innen, Mülltauchern, Bäckern, Produzenten von Tierfutter und Individualist*innen beim Kampf um mehr Bewusstsein für Lebensmittel.
Was kannst Du dagegen tun?
Kommen wir nach den doch etwas niederschmetternden Fakten mal zum Handwerkszeug, dass Du brauchst und dass Dir dabei helfen kann, wenn Du gezielt, effektiv und nachhaltig Lebensmittelverschwendung vermeiden und Deinen eigenen Anteil daran reduzieren möchtest.
Tipps um Lebensmittelverschwendung vorzubeugen
Zur besseren Strukturierung und Übersicht sind die folgenden Stichpunkte der Reihe nach gegliedert – vom Einkauf, über den Verbrauch bis kurz vor dem Wegwurf.
1. Saisonkalender
Kaufe saisonal und regional ein. Je weniger Transportweg Dein frisches Lebensmittel hinter sich gebracht hat, umso frischer ist es und umso länger hält es sich auch. Zudem ist es die nachhaltigste Möglichkeit, sich zu ernähren, wenn wir das essen, was vor unserer Haustüre wächst.
2. Nicht hungrig einkaufen gehen
Mit leerem Magen lacht Dich alles nur umso mehr an. Dadurch kaufst Du weitaus mehr, als Du eigentlich brauchst. Oft kann das Gekaufte dann nicht rechtzeitig aufgebraucht werden und wird schlecht. Also lieber noch einen kleinen Snack davor oder nach dem Essen einkaufen gehen, dann kaufst Du auch nur das, was Du wirklich brauchst.
3. Einkaufszettel und Speiseplan schreiben
Fällt es Dir leicht, aus allerlei Gemüse und Obst verschiedene Gerichte zu zaubern und kreativ zu sein? Dann brauchst Du diesen Punkt vermutlich nicht weiter beachten. Falls nicht, dann hilft es Dir sicher, Dir vor dem Einkauf einen Speiseplan und einen dazugehörigen Einkaufzettel zu schreiben. Dann hast Du genau die Zutaten in einem Einkaufskorb, die Du für Deine Rezepte und Gerichte brauchst.
4. Krummes und einzelnes Obst und Gemüse kaufen
Wusstest Du, dass ein großer Teil des Gemüses oft gar nicht im Supermarkt landet, da es nicht den Normwerten entspricht. Also z.B. weil eine Karotte zu dünn, eine Gurke zu krumm oder eine Kartoffel zu klein/groß ist. Da sich der Aufwand nicht lohnt, wird dieses Gemüse gar nicht so selten auch einfach auf dem Feld liegen gelassen. Zu Unternehmen, die dagegen ankämpfen gibt es später noch mehr. Glücklicherweise gibt es zunehmend Märkte, die auch „die etwas anderen“ verkaufen. Häufig sogar zu günstigeren Preisen. Aber auch einzelne Früchte, z.B. Bananen oder von der Rispe abgebrochene Tomaten, bleiben gern mal in den Regalen liegen und landen am Ende im Container. Greif doch beim nächsten Einkauf mal ganz bewusst zu diesen Einzelstücken, zu dem Apfel mit Delle, der halbkreisförmigen Gurke oder der letzten Banane und verhindere so, dass sie weggeworfen werden.
5. Brot vom Vortag kaufen
Was leider heutzutage gar nicht mehr so üblich ist wie noch zu meiner Kindheit – beim Bäcker das Brot von gestern kaufen. Ob es nun bei Dir schon einen Tag in der Küche liegt oder beim Bäcker, es ist sicher noch genauso lecker und essbar wie ein frisches. Der Verbraucher ist es oft so sehr gewohnt immer und überall alles super frisch zu bekommen, dass das Angebot meist so groß ist, dass Vortagsbrot gar nicht mehr angeboten wird. Häufig wird es weggeworfen oder an Tiere verfüttert. Viele Bäckereien haben sogar so einen großen Überschuss, dass sie ihre Öfen mit Altbrot anfeuern. Das muss mensch sich mal vorstellen.
6. Richtig lagern
Nach dem Einkauf ist es wichtig, die Lebensmittel richtig zu lagern, damit sie so lange wie möglich frisch bleiben.
Hier ein paar Tipps:
Generell gilt
– Stiele an den Früchten lassen. Durch‘s Entfernen entsteht eine Schadstelle, durch die Fruchtsaft austreten kann und an der sich Keime schneller ansiedeln und es dadurch schneller schimmelt.
– Frischware erst kurz vor dem Verzehr waschen. Die natürliche Schutzschicht hält die Lebensmittel länger frisch.
Gemüse
– Salat, Spinat, Radieschen und anderes Blattgrün in ein ausgewrungenes, feuchtes Tuch wickeln und ins Gemüsefach legen. So bleiben sie lange frisch und knackig.
– Selbiges gilt für Karotten und Stangensellerie, auch sie behalten so ihre Frische.
– Frisch geschnittene Kräuter in ein Glas mit Wasser in die Kühlschranktür stellen.
Obst
– Nicht stapeln oder zu dicht aneinander lagern um Druckstellen und somit Fäulnisstellen zu vermeiden.
– Heimisches Obst kann im Gemüsefach im Kühlschrank gelagert werden, tropisches oder südländisches Obst besser in der Speisekammer, es verliert durch die Kühlung eher an Aroma.
– Beachte jedoch: Obst wie Äpfel, Aprikosen und andere erreichen erst bei Zimmertemperatur Genussreife, also erst reifen lassen, dann kühl lagern.
– Äpfel und andere Obstsorten sondern das Reifegas Ethylen ab. Du kannst sie gezielt zur Reifung von z.B. Bananen oder Tomaten einsetzen, um den Reifeprozess zu beschleunigen. Wenn Du das nicht möchtest, solltest Du darauf achten, sie nicht neben reifem Obst und Gemüse zu lagern, da dies dadurch sonst schnell überreif wird.
7. Das ganze Gemüse essen
Was viele nicht wissen, meist sind fast alle Teile des Gemüses, das wir ernten, ess- oder verwertbar. Kleine Blätter von rote Beete kannst Du z.B. unter den Salat mischen. Den Stiel vom Broccoli kannst Du schälen und entweder roh essen oder mit den Röschen zusammen garen und genießen (ist ähnlich wie Kohlrabi, schmeckt nur eben etwas mehr nach Broccoli). Aus Karotten- oder Radieschenblättern kannst Du Pesto machen und die Blätter von Fenchel und Stangensellerie kannst Du ganz einfach in den Gerichten mit verwerten, mitkochen oder als frische Garnitur verwenden.
8. Regelmäßig Vorräte aufbrauchen
Genau wie unsere Kleiderschränke sind häufig auch unsere Küchenschränke mehr als gut gefüllt und wir gehen einkaufen, obwohl wir noch mehr als genug zum Kochen und Essen Zuhause haben. Hier kann es nützlich sein, regelmäßig Vorräte aufzubrauchen, damit auch Trockenwaren nicht als Schrankhüter versauern. Du wirst staunen, wie lange Du Dich von dem ernähren kannst, was Deine Küchenschränke so alles hergeben.
9. Gemüse wieder frisch bekommen
Deine Radieschen, Rettiche, Pastinaken oder Karotten sind nicht mehr so knackig wie frisch vom Beet? Keine Sorge! Nur weil das Wurzelgemüse etwas weich geworden ist, musst Du es nicht sofort wegwerfen. Nimm eine große Schale oder einen Topf, leg das Gemüse hinein und bedecke es mit kaltem Wasser. Jetzt lässt Du es für einige Stunden oder über Nacht stehen und schon ist Dein Gemüse wieder knackfrisch wie am ersten Tag. Selbst aus angeschrumpelten Radieschen kannst Du so wenig später noch einen knackigen Salat machen.
10. Einfrieren bevor es schlecht wird
Du hast zu viel Obst gekauft und es droht, matschig zu werden oder zu verschimmeln? Oder Du hast eine zu große Portion gekocht und bist die nächsten Tage aber gar nicht zum Essen Zuhause? Oder bekommst Du das Glas Tomatenmark einfach nie leer, bevor es schimmelt? Dann friere Deine Reste ein, bevor sie schlecht werden.
Obst kannst Du je nach Sorte putzen, schälen, klein schneiden und so portionsweise einfrieren, z.B. für den nächsten Smoothie oder selbstgemachte Grütze.
Gemüse kannst Du ebenfalls geputzt, portioniert (und nach Sorte auch geschält) entweder roh (Kürbis, Broccoli) oder blanchiert (Mangold, Kohlrabi) einfrieren und für das nächste Gericht direkt verwenden.
Auf welche verschiedenen Arten ich Lebensmittel müll- und weitestgehend plastikfrei einfriere, habe ich schon mal in einem ausführlichen Artikel geschrieben.
11. Lebensmittel haltbar machen
Du hast vielleicht einen eigenen Garten und hast Schwemme voll Zucchini, rote Beete oder anderem Obst und Gemüse? Dann könntest Du versuchen, den Überschuss, den Du nicht sofort verarbeiten kannst, haltbar zu machen indem Du es einkochst, einlegst oder fermentierst. So kannst Du Deine Tomaten noch im Winter als Passata genießen oder aus Deinem Obst Mus und Marmelade machen. Auch trocknen ist, vor allem für Kräuter, wenn Du ein Dörrgerät hast, auch für Obst und andere Dinge, eine gute Option, Lebensmittel haltbar zu machen.
Hilfreiche Infos zu allen Arten, Lebensmittel haltbar zu machen findest Du hier.
12. Den Sinnen folgen, nicht dem MHD
Seit ich vorwiegend auf dem Wochenmarkt und im Unverpacktladen einkaufe, gibt es für mich ehrlich gesagt so etwas wie ein Ablaufdatum gar nicht mehr. Dennoch folgen viele der Devise „das Datum sagt, es ist gestern abgelaufen, also kann ich es nicht mehr essen“. Schlussendlich heißt es ja „mindestens haltbar bis“ und nicht „krankheitserregend oder tödlich ab“. Die meisten Lebensmittel, von rohen tierischen Produkten mal abgesehen, sind weit über das Mindesthaltbarkeitsdatum haltbar. Wenn Du Dir nicht sicher bist, ob ein Lebensmittel noch genießbar ist, teste es zuerst mit Deinen Sinnen. Siehst Du Schimmel? Riecht es vergammelt? Du kannst, z.B. bei Milch oder Joghurt, auch ein Löffel voll probieren. Auf den Geschmackssinn ist sicherlich mehr Verlass als auf ein Datum auf der Packung.
13. Resteessen kochen
Ich habe vor meinem letzten Urlaub den Kühlschrank durchgeschaut und habe aus allem, was noch an frischen Lebensmitteln da war, einen riesigen Topf Gemüsebolognese gekocht und portionsweise eingefroren. Aber auch im Alltag kann ein Resteessen ein echter Foodsaver sein. Statt einzelne Lebensmittel wegzuwerfen, versuche aus dem, was da ist, etwas Kreatives zu kombinieren. Aus kalten Kartoffeln oder Reis vom Vorabend lassen sich prima Salate machen, ein Rest Gemüseaufstrich kann in einer Soße verwendet werden und aus verschiedenem Gemüse, von dem viele kleine Sorten übrig sind kannst Du z.B. einen Gemüseauflauf oder ein Ratatouille machen. Smoothies und Gemüsesuppen gehen natürlich auch immer, wenn was weg muss.
Möchtest Du auch Teil der Radieschenfamilie werden?
14. Reste im Restaurant mitnehmen
Wir kennen es alle. Wir gehen hungrig ins Restaurant, weil wir uns so drauf freuen, bestellen bestenfalls noch eine Vorspeise mit und schaffen am Ende die Pizza oder Pasta doch nicht ganz aufzuessen. Was wir auch wissen: Im Restaurant werden Speisereste entsorgt. Tonnenweise.
Da Du ja (hoffen wir es mal) das Essen genossen und auch dafür bezahlt hast, ist es überhaupt keine Schande, einen Behälter oder eine Dose dabei zu haben und Dir die Reste einpacken zu lassen. So sparst du die Alufolie oder die Einwegbehälter (die ja hoffentlich auch bald ein Ende haben), in die Dir das Restaurant die Reste sonst eingepackt hätte und kannst das leckere Essen noch am nächsten Tag genießen und musst da schon nicht kochen. Ein doppelter Boni also.
15. Essen teilen
Du hast weit mehr gekocht als Du essen kannst? Du hast Lebensmittel übrig und ziehst um oder fährst länger weg? Dann teile Dein Essen mit Freunden, Familie, Nachbarn oder Fremden. Wenn Du direkt weiterlesen willst, welche hilfreichen Projekte es in diesem Bereich gibt, dann spring in den letzten Absatz, dort findest Du hilfreiche Apps und Unternehmen, die das unterstützen.
16. Reste verarbeiten als Lebensmittel
Hier ein paar Beispiele, was Du aus Lebensmittelresten noch alles machen (und damit im Haushalt sogar noch bares Geld sparen) kannst. Die Links führen Dich jeweils zu den ausführlichen Rezepten und Anleitungen.
altes Brot oder Brötchen
→ Semmelknödel
→ Croutons (Brot in kleine Würfel schneiden und mit Öl und Gewürzen nach Wahl (oder auch Knoblauch) marinieren und in einer Pfanne oder im Ofen knusprig braten oder backen.)
→ Semmelbrösel (Brötchen klein schneiden und im Mixer fein mahlen, fertig!)
Gemüsebrühe
Wenn Du Reste vom Kochen, wie Schalen und Enden von Gemüse, wie Frühlingszwiebeln, Lauch oder Karotten, Blätter von Blumenkohl und Broccoli und anderes aufhebst (und am besten einfrierst, bis Du genug beisammen hast), kannst Du daraus leckere selbstgemachte Gemüsebrühe kochen.
Dafür gibst Du die Gemüsereste in einen Topf, bedeckst sie mit Wasser und lässt sie mindestens eine Stunde kochen. Danach siebst Du das Gemüse wieder ab und hast eine klare Brühe, die Du z.B. für Deine nächste Suppe verwenden kannst. Je mehr unterschiedliche Gemüsearten Du hast, umso besser. Und je länger Du die Brühe kochst, umso intensiver wird ihr Geschmack. Bei Bedarf kannst Du sie auch noch etwas einreduzieren. Das bedeutet, dass Du, nach dem Absieben des Gemüses die Brühe weiter kochst und einen Teil davon verdampfen lässt. So reduziert sich die Menge und der Geschmack intensiviert sich.
17. Reste verarbeiten als Reinigungsmittel
Zitrusschalen
→ Ob Zitronen, Limetten oder Orangen. Aus ihnen kannst Du noch einen fein duftenden Reiniger für Fenster, Spiegel oder Badezimmer machen.
→ Du kannst sie ausgepresst für bis zu drei oder vier Durchgänge (je nach Waschgang) in den Besteckkorb in der Spülmaschine geben. Sie ersetzen Dir den Klarspüler und sorgen für einen feinen Duft in der Maschine.
→ Außerdem kannst Du mit ihnen den Wasserkochen entkalken. Einfach die leeren Schalen in den Kocher geben, mit Wasser füllen und aufkochen. Danach gut mit klarem Wasser nachspülen, fertig.
Kartoffelschalen
Mit ihnen kannst Du Oberflächen, wie dein Spülbecken oder Dein Ceranfeld wieder blitzblank putzen und polieren. Grund dafür ist die Stärke auf den Innenseiten. Reibe oder kreise dafür einfach mit der Innenseite der Kartoffelschale über die schmutzigen Stellen und wische mit einem feuchten Tuch nach. Bei stärkeren Verschmutzungen kannst Du noch etwas von dem Essigreiniger auf den Putzlappen geben.
18. Reste verarbeiten als Dünger
Kompostieren im eigenen Garten, ein Bokashi-Eimer oder eine Wurmkiste bringen flüssigen Dünger und/oder Humus für die Zimmer- und Gartenpflanzen
Der Bokashi-Eimer
Mit ihm wird aus Biomüll gesunde Gartenerde. Hier werden Küchenabfälle mit Urgesteinsmehl und effektiven Mikroorganismen in einem speziellen Eimer gestapelt und immer wieder angedrückt. Die während dem Prozess entstehende Flüssigkeit kann direkt als Flüssigdünger abgezapft werden. Wenn der Eimer voll ist, bekommt der Kompost noch ein paar Tage Ruhezeit, bevor er, z.B. im Herbst, unter die Beeterde gemischt wird, wo er bis zum Frühjahr vererden darf. Durch den Verrottungsprozess steigt die Zahl der Mikroorganismen in der Erde weiter und erhöht somit die Bodenqualität, sodass im nächsten Jahr unter anderem Starkzehrer wie Tomaten wieder einen kraftvollen Boden haben, um darin zu wachsen. Entsorgt somit nicht nur Küchenabfälle, sondern spart auch den Kauf von teuren Düngern und neuer frischer Gartenerde.
Die Wurmkiste
Sie bietet die Möglichkeit, in der Wohnung selbst zu kompostieren. Wer keinen Zugang zu einem Gartenkomposter hat und sich selbst um seine Lebensmittelabfälle kümmern möchte, hat hier nicht nur eine nachhaltige Alternative, die zudem noch Dünger abwirft, sondern auch eine neue Sitzgelegenheit und neue Mitbewohner. Denn die Kiste dient gleichzeitig als Hocker und wird zu Beginn mit Würmern gefüllt, die sich über jeden Strunk und jede Schale freuen. Dabei riecht man überhaupt nichts. Und der Biomüll muss nicht erst lang in der Gegend herumgefahren werden um zur nächsten Anlage gebracht zu werden, was wiederum Ressourcen einspart.
19. Reste verarbeiten für Kosmetik
Kaffeesatz
Ihn kannst Du sowohl als Peeling oder Kur für die Kopfhaut (fördert die Durchblutung und hilft bei Schuppen) verwenden. Außerdem ist er ein guter Dünger für Pflanzen. Bei Zimmerpflanzen gilt jedoch, den Satz nach ein bis zwei Tagen wieder von der Erdoberfläche zu entfernen, da er sonst anfängt zu schimmeln und der Pflanze mehr schadet als nützt. Im Außenbereich, vor allem im Gemüsegarten, verrottet der Satz ohne Probleme.
20. Hilfreiche Apps und Unternehmen
Der Logik halber gehen wir in dieser Auflistung wieder Schritt für Schritt. Diesmal den Weg eines Lebensmittels, vom Erzeuger über den Einzelhandel, bis hin zum Kunden.
Für mehr Infos einfach den Links in den Überschriften zur jeweiligen Website folgen.
Etepetete
Das Unternehmen verkauft krummes, knorriges, einzelnes, zu groß oder zu klein geratenes Gemüse über einen Onlinehandel von München und Kaufbeuren aus. Und das ganze in Bio- und Demeterqualität! Wie oben bereits beschrieben, gibt es für den Verkauf von Obst und Gemüse (irrwitzig) strenge Richtlinien. Dass soviel Genießbares übrigbleibt, war auch den Gründern ein Dorn im Auge, also gründeten sie Etepetete, so gar nicht pingelig und wählerisch!
To Good To Go
In der App bieten Restaurants, Supermärkte, Bäckereien, usw. Speisen oder Lebensmittel zu reduzierten Preisen an, damit sie nicht weggeworfen werden müssen. Einfach reservieren, abholen, essen. So kommst Du an günstige Nahrungsmittel aus Deiner Umgebung, der Supermarkt verdient noch ein wenig daran und genießbares Essen landet nicht im Müll. Also ein Gewinn für alle!
Foodsharing
Die ehrenamtlich organisierte und getragene Initiative bietet die Möglichkeit, Lebensmittel zu spenden oder umsonst Lebensmittel zu erwerben. Wer zum Beispiel in den Urlaub fährt und noch gute Lebensmittel übrig hat, kann diese im „Fairteiler“ ablegen und andere freuen sich darüber. Die Fairteiler, meist Regale oder auch Kühlschränke, stehen an öffentlichen Orten und haben meist festgelegte Öffnungszeiten. Auch Bäckereien spenden dort übriges Kleinbrot, sodass weniger Lebensmittel weggeworfen werden müssen. In der dazugehörigen App kannst Du rausfinden, wo der nächste Fairteiler in Deiner Nähe ist.
Die Tafeln
Das wohl älteste und bekannteste Konzept dürften die gemeinnützigen Tafeln sein, die sich für das Wohl bedürftiger Menschen einsetzt, ob mit Lebensmitteln, Kleidung, allem, was das Leben braucht.. Inzwischen gibt es knapp 1000 in ganz Deutschland. Ihr Konzept ist klar: Denen helfen, die es brauchen. Dass dabei noch Lebensmittel gerettet werden, weil sie übrig gebliebene Ware von Supermärkten und Großhändlern erhalten, bevor diese in der Entsorgung landen, ist hier zwar zweitrangig, aber dennoch lobenswert.
Sir Plus
Dieses Unternehmen wurde von einem Mitbegründer von Foodsharing gegründet. Hier werden palettenweise abgelaufene (oder kurz davor stehende) Lebensmittel, sowie unperfekte Waren von Händlern und Großmärkten aufgekauft und weiterverkauft. Weil abgelaufen eben nicht giftig bedeutet. Ob in den Rettermärkten (in deren Ausbreitung auch der Profit des Unternehmens fließt, da sie bundesweit ein Bewusstsein schaffen wollen) oder im Onlineshop. Ob Aufstriche, Snacks, Drogerieartikel, hier findest Du wirklich alles. Und auch hier wieder mit dem Fokus auf biologisch und fair. Hier gilt übrigens der Grundsatz: Tafel first!
Beste Reste
Die App unterstützt Dich dabei, aus den Resten in Deinem Kühlschrank noch was zaubern zu können. Du kannst eingeben, welche Zutaten Du im Haus hast und findest Dort viele Rezeptideen zu den dementsprechenden Lebensmitteln.
Habe ich etwas vergessen? Kennst Du noch weitere Projekte und Initiativen oder hast vielleicht noch den ein oder anderen Tipp gegen Lebensmittelverschwendung? Oder möchtest mir sagen, was Du von diesem Artikel mitnimmst oder vielleicht noch nicht kanntest oder wusstest?
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Noch mehr Infos, Studien und Tipps zu dem Thema:
https://www.zugutfuerdietonne.de/
https://www.zugutfuerdietonne.de/service/publikationen/studien/
https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF_Studie_Das_grosse_Wegschmeissen.pdf
https://www.verbraucherzentrale.de/geniessen-statt-wegwerfen-lebensmittelverschwendung-stoppen-58985#:~:text=Jahr%20f%C3%BCr%20Jahr%20landen%20in,von%20circa%2020%20Milliarden%20Euro
Quellen:
1 https://www.welthungerhilfe.de/aktuelles/blog/lebensmittelverschwendung
2 https://www.umweltbundesamt.de/themen/ein-drittel-der-lebensmittel-wird-verschwendet
3 https://www.thuenen.de/de/infothek/lebensmittelabfaelle-baseline-2015-veroeffentlicht/?key=1-3&cHash=ff4c018ed4e1fd3f2317a0b535410a99
4 https://www.welthungerhilfe.de/lebensmittelverschwendung/
5 https://www.duh.de/fileadmin/user_upload/download/Projektinformation/Naturschutz/Lebensmittelverschwendung/Factsheet_Lebensmittelverschwendung_101218.pdf
6 https://www.wwf.de/2021/juli/vom-acker-und-stall-in-die-tonne
7 https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/lebensmittelverschwendung/studie-lebensmittelabfaelle-deutschland.html
8 https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/lebensmittel/auswaehlen-zubereiten-aufbewahren/lebensmittel-wertschaetzen-und-vor-der-tonne-bewahren-59543
Guter Eintrag! Tolle Tipps, wie wir zu Hause so wenig Lebensmittel wie möglich verschwenden können.
Sehr interessanter Beitrag. Richtige und gesunde Ernährung ist ein sehr wichtiges Element in unserem Leben. Daher lohnt es sich zu wissen, wie man einen Beitrag leistet, um ihn nicht zu verschwenden. Sind die Produkte frisch, sind die daraus zubereiteten Mahlzeiten immer reich an vielen Vitaminen und wertvollen Nährwerten.